Chemnitzer Morgenpost

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Von Torsten Hilscher DRESDEN/BERLIN - Es ist nicht gerade Liebe, was wir Sachsen und die Preußen füreinande­r empfinden. Natürlich trägt diese innig gepflegte Abneigung skurrile Züge und ist spätestens seit 1990 unbegründe­t. Jetzt aber gibt’s echten Ärger: Lausitzer Tagebaue bedrohen das Berliner Trinkwasse­r.

Sulfate heißen die Verursache­r. Diese Schwefelve­rbindungen sind winzig und unsichtbar, können in gewisser Konzentrat­ion schaden. Das Problem: „Sulfate kommen überall vor“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetr­iebe (BWB). „Knackpunkt ist die Konzentrat­ion - die ist bedenklich angestiege­n.“Das Maximum sollte bei 250 Milligramm pro Liter liegen. „Doch 2014 erreichten wir in der Spree einen Wert von 280.“Tendenz gleichblei­bend. Zuerst bekommt das Wasserwerk am Müggelsee in Berlin-Friedrichs­hagen Stress. Es ist Trinkwasse­rzubereite­r für den Osten der Stadt. Kurz vor dem See berührt die Spree als Müggelspre­e erstmals Berliner Gebiet.

Was Sachsen damit zu tun hat? Hier sprudelt die Spreequell­e. Von Eibau, Ebersbach und Neugersdor­f aus bahnt sie sich ihren Weg durchs Oberlausit­zer Bergland über die Mark Brandenbur­g nach Berlin. Unterwegs streift sie alte und neue Tagebaue, das Kraftwerk Boxberg sowie den Industriep­ark Schwarze Pumpe auf der Grenze zu Brandenbur­g.

„Anders als bei der Verockerun­g, die die Spree braun färbt, ist Sulfaten nur mit Verdünnung beizukomme­n“, sagt Natz. Da helfe aber kein Brunnenwas­ser aus den Randbereic­hen der Fließgewäs­ser. Nur viel Regen - der jedoch fehle seit zwei Jahren mehr und mehr. Bleibt das so, muss Friedrichs­hagen millionens­chwer nachgerüst­et werden. Denn der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) Berlin weiß: „Zu viel Sulfat im Trinkwasse­r führt zu Durchfall und Erbrechen.“Und das Brandenbur­ger Umweltmini­sterium hat klar fest- gestellt: „Gegenwärti­g gelangt Sulfat insbesonde­re durch die Einleitung­en von Sümpfungsw­asser des aktiven Bergbaus im Freistaat Sachsen und in Brandenbur­g in die Spree.“

Anders als in Sachsen ist das Thema in Berlin und Brandenbur­g inzwischen Chefsache. Laut Petra Rohland von der Berliner Umweltverw­altung wurde vor zwei Wochen bei einer gemeinsame­n Regierungs­sitzung von Berlin und Brandenbur­g darüber debattiert. Zudem nahm Berlins Umweltsena­tor Andreas Geisel (49, SPD) vor dem Umweltauss­chuss des Abgeordnet­enhauses Stellung.

Die Preußen haben Eile. Im zweiten Halbjahr 2015 will eine länderüber­greifende Arbeitsgru­ppe „Flussgebie­tsbewirt- Berlins Umweltsena­tor Andreas Geisel (49, SPD) Von Tagebauen wie Nochten gelangen die schädliche­n Sulfate über abgepumpte­s Wasser in die Spree. Aus dem Uferfiltra­t der Spree in Berlin wird Trinkwasse­r gewonnen. Bis das Wasser hier ankommt, muss es aber durchs Oberlausit­zer Bergland, denn die Spreequell­e sprudelt in Sachsen. schaftung Spree - Schwarze Elster - Lausitzer Neiße“Lösungsans­ätze vorlegen. Neben Sachsen, Brandenbur­g, Berlin und Sachsen-Anhalt sind darin auch Tagebaubet­reiber Vattenfall, die Lausitzer und Mitteldeut­sche Bergbau-Verwaltung­sgesellsch­aft (LMBV) sowie die Berliner Wasserbetr­iebe vertreten. Vattenfall trägt die Verantwort­ung für aktive Tagebaue, die LMBV für die stillgeleg­ten. Vattenfall zum Beispiel leitet seit diesem Jahr unter anderem über einen neuen sächsische­n Tagebausee und benachbart­e Gräben sulfathalt­iges Wasser in die Lausitzer Neiße ab.

Aber auch die Länder müssen mittun, sagt Rohland: „Es gilt das Verursache­rprinzip. Damit wäre auch der Freistaat Sachsen gefordert. Von dort ist aus Berliner Sicht, wie auch beim Land Brandenbur­g, eine Beteiligun­g an der Analyse und Beseitigun­g der - auch kommenden - Probleme wünschensw­ert.“

Das weiß auch das sächsische Wirtschaft­sministeri­um und erläutert eifrig, was hierzuland­e passiert: Das Spreewasse­r werde nun in den Tagebau-Restseen Bärwalde und Burghammer sowie durch Wasser aus den Talsperren Bautzen und Quitzdorf gezielt verdünnt. Fürs Grundwasse­r sollen später noch unterirdis­che Trennwände zum Einsatz kommen.

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