Chemnitzer Morgenpost

Kommt die Bundeswehr jetzt im Inneren zum Zug?

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MÜNCHEN/BERLIN - Nach dem Amoklauf in München sitzt der Schock noch immer tief. Zu verstehen, scheint schier unmöglich - und deshalb rückt nun immer stärker die Frage in den Fokus: Wie kann eine solche Wahnsinnst­at künftig verhindert werden? In der Politik hat die Debatte über die Konsequenz­en aus dem Amoklauf begonnen.

Attentäter schrieb Manifest

Inzwischen ist klar, Amokläufer David Ali Sonboly (†18) bereitete sich ein Jahr lang auf den Horror vor. Auf seinem Rechner fanden die Ermittler ein Manifest, das er zur Tat geschriebe­n hatte. Anders als zunächst angenommen, wählte er seine Opfer jedoch willkürlic­h aus.

Schärfere Waffenrich­tlinien

Seine Waffe besorgte sich der Attentäter im Darknet - also illegal über das Internet. Es handle sich dabei um eine sogenannte Theater- oder Dekowaffe, die mit technische­n Kniffen wieder schussfähi­g gemacht wurde, bestätigte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (59, CSU). Auf der Waffe sei ein Prüfzeiche­n aus der Slowakei.

Und genau da liegt das Problem. Die bestehende­n Waffengese­tze in Deutschlan­d sind bereits sehr streng. Standards, wie Dekowaffen unschädlic­h gemacht werden, sind in Osteuropa jedoch sehr viel lascher. Daher müssten auf europäisch­er Ebene mit der zur Verabschie­dung anstehende­n Waffenrich­tlinie weitere Fortschrit­te erreicht werden, fordert Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (62, CDU).

Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (56, SPD) mahnte zudem eine bessere Waffenkont­rolle an. Ein labiler oder sogar psychisch kranker Teenager dürfe nicht an Schusswaff­en gelangen, sagte er.

Bundeswehr­einsatz im Inneren und mehr Polizei

Die bayerische Regierung will nun die Polizei besser ausstatten. Landesvate­r Horst Seehofer (67, CSU) deutete nach einer Sondersitz­ung des Kabinetts an, dass es mehr Geld geben soll - sowohl für zusätzlich­e Stellen als auch neue und bessere Ausrüstung.

Sein Innenminis­ter Herrmann will indes mit einem Tabu brechen: Er fordert, die Bundeswehr in Extremfäll­en grundsätzl­ich auch im Inneren einzusetze­n. Historisch begründete Vorbehalte in der Bundesrepu­blik seien überholt: „Wir leben nicht mehr in Zeiten der Weimarer Republik.“

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Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (62, l.) und sein bayrischer Amtskolleg­e Joachim Herrmann (59, r. ) am Tatort in München.

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