Erdogan zerrt Deutschland vor Gericht
ISTANBUL/BERLIN - Schon wieder Ärger mit den Türken! Ankara weist die Vorwürfe, radikale Islamisten aktiv zu unterstützen, entschieden zurück. Präsident Recep Tayyip Erdogan (62) fordert lückenlose Aufklärung.
Ein Bericht des Bundesnachrichtendienstes (BND) hat das Land am Bosporus als „zentrale Aktionsplattform“für Islamisten im Nahen Osten eingestuft. Durch ein Missgeschick der Bundesregierung sickerte die eigentlich geheime Stellungnahme durch (MOPO berichtete).
Die Behauptungen seien „ein neuer Beweis für die schräge Einstellung, mit der seit einiger Zeit versucht wird, unser Land zu zermürben, indem unser Staatspräsident und unsere Regierung zum Ziel genommen werden“, teilt das türkische Außenministerium mit.
Wegen des Berichts werde man die „bundesdeutschen Instanzen“um Aufklärung ersuchen. Ganz offensichtlich ist eine gerichtliche Klärung nicht ausgeschlossen. Aus dem Außenministerium in Ankara heißt es: Die Türkei sei ein Land, „das den Terror, welcher Herkunft auch immer, aufrichtig bekämpft“. Dies erwarte sie auch von ihren Partnern und Verbündeten.
Eigentlich war die ganze Angelegenheit als Verschlusssache eingestuft. Ein Sprecher des Innenministeriums musste allerdings einräumen, der zuständige Sachbearbeiter habe es versäumt, das Auswärtige Amt in die Beantwortung der parlamentarischen Anfrage einzubeziehen. „Dies ist ein Fehler gewesen.“
Kanzlerin Angela Merkel (62, CDU) will jedenfalls an ihrer Zusammenarbeit mit Ankara festhalten. Regierungssprecher Steffen Seibert (56): „Die Türkei ist aus unserer Sicht ein Partner im Kampf gegen den IS.“