Nobeluhren-Hersteller„ klaut“sich Lausitz-Brücke
GLASHÜTTE/GÖRLITZ Schönes wird mit Schönem beworben! Diese Faustregel des Marketings gilt auch für bekannte sächsische Produkte - selbst wenn Hochglanzwerbung teuer ist. Doch Uhrenfabrikant „Lange & Söhne“aus Glashütte macht es sich derzeit besonders leicht - und kapert für Repräsentationszwecke einfach die malerische Rakotzbrücke von Kromlau.
„Wir sind nicht gefragt worden“, sagt Dietmar Noack (62, CDU). Der Bürgermeister von Kromlau im Landkreis Görlitz muss mal wieder feststellen, dass besagte Rakotzbrücke benutzt wird, ohne dass Genehmigungen erfolgten oder Geld floss. Zuletzt enterten Brautpaare unerlaubt die wohl schönste Steinbrücke Deutschlands (MOPO berichtete).
Nun wirbt „Lange & Söhne“mit dem Bauwerk. Es sieht auch toll aus: vorn eine Uhr, im Hintergrund die malerische Brücke. Noack hätte erwartet, „dass eigentlich nachgefragt wird“. Genau wie bei der Nutzung einer Kirche, ergänzt er.
Die Uhrmacher jedoch beherrschen neben feinen Uhrwerken auch ziselierte Antworten: „Die Rakotzbrücke ... dient nicht als Werbemotiv, sondern ist der Auftakt für ein weltumspannendes Onlineprojekt, bei dem sich zwölf Uhrenblogger und Webjournalisten in zwölf Städten fotografisch mit der Uhr auseinandersetzen. Das verbindende Element soll eine Brücke im Vollmond sein.“Aber fragen hätte man doch mal können? „Nach vorheriger Prüfung ist die Benutzung des Motivs durch A. Lange & Söhne rechtlich nicht zu beanstanden. Daher bestand auch kein Anlass, eine Genehmigung für das Shooting zu beantragen.“Und eigentlich werde für die Brücke ja geworben.
Noack will nun in Glashütte wegen einer Spende für die dringende Brücken-Sanierung anfragen. Zugleich prüft ein Jurist für ihn, ob die Uhrmacher recht haben. Denn eigentlich liegt auf der Brücke Markenschutz.