Brummifahrer sollen spionieren
Die Balkanroute, einst bedeutsamster Weg der Flüchtlinge - die sächsische Autobahn 17 ist ein Teil von ihr. So sieht sich die Bundespolizei am Grenzübergang Breitenau immer wieder mit Schleusern konfrontriert. Jetzt setzen die Beamten dort auf die Hilfe der Fernfahrer, verteilen Flugblätter an die Trucker.
„An einem Tag kommen hier 15000 Fahrzeuge durch“, sagt Polizeioberkommissar Steffen Ehrlich (54). „Um da filtern zu können, braucht man ein Profil.“Denn tatsächlich schaffen es die Beamten gerade einmal, ein Prozent des Verkehrs zu kontrollieren. Um das Profil zu schärfen, sollen jetzt die Fernfahrer helfen.
„Sie fahren durch ganz Europa und bekommen vieles mit“, sagt Polizeikommissar Martin Ebermann (30). „Wir sprechen gezielt Fahrer an, die aus Ländern der Route kommen, die vielleicht auf Rastplätzen Verdächtiges gesehen haben.“Deshalb gibt es die Flugblätter mit den wichtigsten Nummern nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Rumänisch, Russisch, Tschechisch und Slowakisch.
Außerdem wird davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen, und geraten, das Fahrzeug auf blinde Passagiere zu kontrollieren. Dutzende Flyer sind bereits verteilt. „Bevor wir jemandem das Blatt geben, überprüfen wir aber seinen Ausweis“, so Polizeioberkommissar Ehrlich. „Ob nicht nach ihm gefahndet wird.“
Bei Rumäne Francis-Atilla Ghergely (39) gab’s nichts auszusetzen. „Bringen Sie sich aber nicht selbst in Gefahr“, warnt Ehrlich den Trucker und reicht ihm das Flugblatt. Dessen Landsmann Corciova Ionel (47), Geschäftsführer einer Pharma-Spedition, hat sogar Hinweise für die Beamten. „Ich komme gerade aus Österreich“, sagt er. „Am Grenzübergang Nickelsdorf ziehen größere Gruppen durch die Felder.“Für die deutschen Beamten weit weg, aber trotzdem wichtig: „Von dort ist es nicht weit nach Tschechien“, sagt Ehrlich. „Und dann ist es ganz schnell in unserem Zuständigkeitsbereich.“