Charmeur alter Schule Überholprestige ab April
Infiniti baut sein Modell-Angebot aus. Der Edel-Ableger von Nissan tritt mit dem Q60 gegen Audi A5, 4er BMW und Mercedes C-Klasse Coupé an.
Deutlich mehr Überholprestige und Durst als das Basismodell hat der doppelt aufgeladene 3,0-Liter-V6 aus eigenem Hause, der ab April für mindestens 56 990 Euro erhältlich ist. Damit steigt das Gewicht zwar weiter auf über 1 870 Kilogramm, dem stehen aber auch 289 kW/405 PS und 475 Newtonmeter gegenüber. Die bewegen das Coupé spürbar souveräner und erlauben auch spontane Überholmanöver oder Zwischensprints, ohne dass die Automatik hektisch herunterschalten muss. Da der V6 stets mit Allrad ausgerüstet ist, sind Traktionsprobleme ein Fremdwort. Zumindest, solange es geradeaus geht. Wer in der Kurve Gas gibt, und das vielleicht auch noch auf leicht nassem Asphalt, der ruft schnell das Stabilitätsprogramm
auf den Plan.
Die zweitürige Ausgabe der Limousine Q50 ist dabei ein Coupé alter Schule. Das heißt, die Proportionen stimmen, die Motorhaube ist lang, das Heck kurz, das Dach fällt schnittig ab und überhaupt ist die geschwungene 4,69-Meter-Karosserie ein Hingucker. Zumal das muskulöse Heck, die scharfen Scheinwerfer und der große Kühlergrill durchaus für einen kraftvollen Auftritt sorgen. Gleichzeitig verkörpert der Q60 aber auch die Nachteile eines Coupés: Er ist eng, unpraktisch und unübersichtlich. Aber wer solche Maßstäbe anlegt, kauft ohnehin kein Coupé
und erst recht keinen Infiniti. Den Q60 bestellt man, weil man etwas Besonderes will. Und das ist er auf jeden Fall, auch wenn der Einstiegsmotor von Mercedes kommt. Der 155 kW/211 PS starke Zwei-LiterTurbo-Benziner gibt seine Kraft serienmäßig über eine Siebengang-Automatik an die Hinterräder ab. 350 Newtonmeter Drehmoment versprechen eigentlich einen kräftigen Antritt und ordentlichen Durchzug, doch müssen hier über 1,7 Tonnen Leergewicht bewegt werden. Heißt in Zahlen: Der Standardsprint dauert mindestens 7,3 Sekunden, und der Normverbrauch von 6,8 Litern ist Utopie. Abgesehen von der trägen Masse fühlt sich der Infiniti in der Kurve aber ziemlich wohl.
Alte Schule stellt auch die Connectivity-Technik im Auto, deren Infotainment-Bildschirm ein, zwei Generationen zurückfällt. Nichts zu meckern gibt’s dagegen an der Qualität. Hier wird Infiniti seinem Anspruch als Edel-Sparte gerecht, alle Materialien fassen sich gut an und sind sauber
verarbeitet.