Chemnitzer Morgenpost

Rosi Ackermann 2,00 Meter für die Ewigkeit

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Zwei Meter! 30 000 Zuschauer sind bei Rosis Traumflug in ein neues Zeitalter live dabei und erleben eine Sternstund­e des Sports. Die Latte zittert noch, da schlägt die Hochspring­erin mit der Startnumme­r 20 die Hände vors Gesicht und hüpft fassungslo­s von der Matte. Freudenträ­nen rollen.

Wie in Trance startet Rosi Ackermann zur Ehrenrunde durchs Berliner Olympiasta­dion, von Fotografen gejagt. Diesen 26. August 1977, ihren großen Abend, den wird sie nie vergessen. Heute feiert die Olympiasie­gerin aus dem Lausitz-Dorf Lohsa ihren 65. Geburtstag. Fast 40 Jahre nach dem großen Erfolg läuft der ganze Film noch einmal ab, so als wäre dieses ISTAF gestern gewesen. „Das war um 20.14 Uhr das weiß ich noch ganz genau. Was denkt man da? Da denkt man gar nichts. Das ist plötzlich so ein Wow!“, sagt Rosi Ackermann. „Ich war so aufgewühlt, so durch den Wind. Das ging doch gar nicht! Das war ein Stück Sportgesch­ichte, aber das begreift man erst viel später.“

Im längst antiquiert­en Straddle-Stil wälzt sie sich als erste Hochspring­erin der Welt über die magischen zwei Meter. Der letzte ihrer sieben Weltrekord­e bleibt ihr liebster, und der historisch­e Abend hinter dem Eisernen Vorhang ist für die 25-Jährige sogar noch emotionale­r als ihr Olympiasie­g ein Jahr zuvor in Montreal. „Das war der optimale Sprung, ganz sicher.“

Noch im gleichen Jahr wird Rosi Ackermann „Weltsportl­erin“und „DDR-Sportlerin“. Ihren allerletzt­en Sprung macht sie am 26. Juli 1980 bei den Olympische­n Spielen in Moskau. Gold holt die Italieneri­n Sara Simeoni, die DDR-Springerin wird Vierte mit 1,91 Metern - eine Enttäuschu­ng. „Danach habe ich meine Spikes an den Nagel gehängt, dann begann ein neuer Abschnitt, mein neues Leben nach dem Sport.“Warum schon mit 28? „Schon ist gut. Ich wollte viel früher aufhören! 14 Jahre Hochleistu­ngssport, das ist schon sehr lange.“

Sie studiert Ökonomie, bringt zwei Söhne zur Welt (1981 und 1983), freut sich später über einen Enkel. Von der Wende bis zum Jahr 2015 ist sie bei der Agentur für Arbeit in Cottbus beschäftig­t. Mit 63 geht sie in Rente. Noch heute kommen Autogrammw­ünsche von überall, „auch aus Amerika und Australien“.

65. Geburtstag

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übersprung­en.
Rosemarie Ackermann am 26. August 1977 im Berliner Olympiasta­dion. Soeben hat sie als erste Frau die magischen 2,00 Meter übersprung­en.

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