Neue Massenproteste gegen Maduro +++ Militär besetzt deutsche Venezuela versinkt imChaos
CARACAS - 50 Tage wird in Venezuela schon demonstriert, immer mehr Menschen begehren gegen Lebensmittelmangel und eine drohende Diktatur auf. Auch in einer deutschen SchwarzwaldKolonie marschiert das Militär auf.
Knapp zwei Monate nach Beginn der Massenproteste gegen Venezuelas sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro (54) sind im ganzen Land erneut Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen. In der Hauptstadt Caracas kam es beim „Marsch der Millionen“zu schweren Ausschreitungen, die Polizei setzte massiv Tränengas ein. Es war eine der größten Kundgebungen bisher, ein Menschenmeer zog durch Caracas. In allen 23 Bundesstaaten kam es zu Großkundgebungen.
Bisher starben bei Protesten und Plünderungen 48 Menschen, es kam zu über 2000 Festnahmen. Die Opposition wirft Maduro vor, das von einer dramatischen Versorgungskrise erschütterte Land mit den größten Ölreserven in eine Diktatur zu verwandeln - und fordert Neuwahlen.
Auch in der von deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Colonia Tovar kam es zu heftigen Ausschreitungen. Der Ort mit seinen rund 20 000 Einwohnern wurde bis auf Weiteres unter Militärkontrolle gestellt. Bei Protesten war dort zuvor der Sitz der Nationalparkbehörde angegriffen worden, Autos wurden angezündet.
Colonia Tovar erinnert mit Fachwerkhäusern und Einkehrmöglichkeiten wie dem Café „Muhstall“an den Schwarzwald. Der Ort liegt eine Stunde von Caracas entfernt und ist besonders bei Tagestouristen beliebt. Deutsche Wurst und Brot sind der Renner, aber die dramatische Versorgungskrise geht auch an Colonia Tovar nicht spurlos vorbei. Es kommen weit weniger Gäste als früher. Gegründet wurde die Siedlung von 392 Badensern, die 1842 aus dem Kaiserstuhl mit dem Schiff nach Südamerika kamen.