Darum trug Draxler die Regenbogenfahne
KOPENHAGEN - Julian Draxler stieg kurz vor Mitternacht unter heftigem Teenie-Gekreische in den Mannschaftsbus und zückte sogleich sein Handy.
Es wird wieder und wieder gebrummt haben nicht nur wegen der vielen Gratulationen zur neuen Kapitänsrolle in der Nationalmannschaft. Auch die Regenbogenfahne auf der Binde am linken Arm brachte dem „Übergangsanführer“der DFB-Elf größten Respekt.
„Nein“, sagte der 23-Jährige und drehte sich in der Tür des Bröndby-Stadions noch einmal lachend um, „eine persönliche Bewandtnis hatte das für mich nicht.“Aber es war ein Zeichen des dänischen Fußballverbandes für die freie Liebe und gegen Homophobie, das besonders in den Sozial-Netzwerken einen kleinen „Lovestorm“auslöste. So oder so: Diese Binde wird einen Ehrenplatz im Hause Draxler bekommen.
Als der Weltmeister nach dem Spiel gegen Dänemark (1:1) in Kopenhagen vor den Journalisten stand, den Rücken durchdrückte und auch den Wortführer zu geben versuchte, war zu sehen: Er will die Rolle ausfüllen, die Bundestrainer Joachim Löw ihm zugedacht hat - zu einer Führungspersönlichkeit zu reifen, die beim Confed-Cup, der WM 2018 und auch danach vorangeht. „Wir haben bewiesen, dass wir nicht zum Spaß hier sind“, sagte er: „Wir sind stolz, hier zu sein. Und wir wollen einiges erreichen.“
Dies wird ganz in Löws Sinne sein, der Draxler erklärtermaßen als Confed-Cup-Kapitän vorsieht. „Julian hat die Mannschaft angetrieben. Er hat Verantwortung übernommen und gute Aktionen gehabt“, lobte er, mahnte aber auch an: „Julian muss in diese Rolle noch ein wenig reinwachsen.“
Der Bundestrainer denkt dabei auch über die WM hinaus. „Julian wird noch da sein, wenn die Generation um Manuel Neuer einmal aufhört. Er kann dann noch Jahre spielen.“