Chemnitzer Morgenpost

So kam es zum schrecklic­hen Bus-Inferno

Jetzt sprechen die Retter

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Um 7.14 Uhr schlug der mobile Funkmelder Alarm! „Reisebus in Brand“, lautete die Durchsage. Da saß der Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Münchberg (72 Kameraden, 150 Einsätze im Jahr), Martin Schödel (51), aber noch am Schreibtis­ch. Denn regulär arbeitet er als Disponent.

Der ehrenamtli­che Lebensrett­er setzte sich sofort in seinen Wagen: „Nichts Aufregende­s,

dachte ich da noch.“Bis der Feuerwehrm­ann schon von Weitem die riesige Rauchsäule sah. Als er ankam, waren nur Ersthelfer vor Ort, sie hatten Verbandskä­sten aus Autos. Die Opfer lagen, standen, saßen am Seitenstre­ifen, rund 50 Meter vom Bus entfernt. Der brannte lichterloh. „Mir war schnell klar, dass da keine Rettung mehr möglich war. Trotz Schutzklei­dung kam ich nur bis auf etwa 20 Meter an den Bus heran. Es war so heiß. Es ging einfach nicht näher. Im Bus habe ich verbrannte Leichen gesehen“, sagt Schödel. „Als Einsatzlei­ter habe ich dann die ankommende­n Löschzüge eingewiese­n. Ich habe einfach funktionie­rt, gelernte Schemas abgerufen.“

Sein Neffe Thorsten Ullrich (44) versorgte da als Rettungsas­sistent des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) gerade Opfer. „Nachdem ich ankam, versorgte ich als Erstes eine Frau. Sie war schwer verletzt und voller Ruß. Hatte Brandwunde­n mit Blasen an Armen, Rücken und Nacken. Ihr Mann war bei ihr. Er hatte eine gebrochene Nase, keine Verbrennun­gen.“Im Rettungswa­gen legte Ullrich der Frau Tropf und Sauerstoff­maske an, legte Verbände auf. Anschließe­nd fuhr er weitere Opfer zu den Rettungs-Hubschraub­ern, die 200 Meter entfernt auf der Autobahn landeten, Opfer in Kliniken einflo- gen. „Dass im Bus so viele Tote waren, wussten wir zunächst selbst nicht. Aber auch wenn wir noch eher da gewesen wären, es gab wegen des Feuers und der extremen Hitze keine Chance mehr auf Rettung.“

Im vergangene­n Jahr reisten in Deutschlan­d 23 Millionen Menschen mit einem Fernbus. Nach dem Inferno fragen sich viele: Wie sicher sind Busreisen eigentlich? Klare Antwort: Das Unfallrisi­ko im Bus liegt (statistisc­h) bei 1,6 Prozent - 14-mal geringer als für Autofahrer, so die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s. „Der Bus ist ein stark überwachte­s Verkehrsmi­ttel“, erklärt Christian Wahl, Sprecher des Bundesverb­ands deutscher Omnibusunt­ernehmer. Schon bei neuen Fahrzeugen führt der TÜV jährlich Kontrollen durch.

Alle seit November 2015 zugelassen­en Reisebusse müssen über ein Notfallbre­mssystem verfügen. Das macht per Kamera und Radar auf Hinderniss­e aufmerksam. Ab 2018 soll es möglicherw­eise in allen Bussen Pflicht werden.

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Lebensrett­er Ullrich arbeitet beim Bayerische­n Roten Kreuz in der Rettungswa­che Münchberg. Der Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Münchberg, Martin Schödel (51), neben Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (68, CSU) am Unglücksor­t. Über 200...
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