Kim testet XXL-Rakete
PJÖNGJANG - Der Streit um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm ist einer der gefährlichsten Konflikte weltweit. Jetzt demonstriert die Diktatur militärische Stärke - und startet eine angebliche Interkontinentalrakete. Die Schockwellen dürften auch den G20-Gipfel in Hamburg erreichen.
Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet, die auch die USA erreichen kann. Der Test der Hwasong-14 genannten Waffe, den Machthaber Kim Jong Un (33) persönlich angeleitet habe, sei erfolgreich gewesen. Nordkorea könne „jeden Teil der Welt mit Atomwaffen treffen“.
Mit dem Test einer ICBM wäre eine neue Eskalationsstufe im Streit um Nordkoreas Atomprogramm erreicht. Das weithin isolierte Land arbeitet seit Jahren an der Entwicklung von Langstreckenraketen, die auch die USA erreichen können: Anchorage in Alaska ist 6 000 Kilometer von
Pjöngjang entfernt, Berlin knapp 8 000 Kilometer.
Die US-Streitkräfte, die den Test aufzeichneten, sprachen zunächst von einer landgestützten Mittelstreckenrakete, die Nordkorea abgefeuert habe. Sie flog demnach 37 Minuten und somit länger als bei früheren nordkoreanischen Raketenversuchen.
Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie werden üblicherweise mit Atomsprengköpfen bewaffnet und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn. Der US-Physiker David Wright sagte, sollten die Angaben des US-Pazifikkommandos stimmen, hätte die Rakete möglicherweise bei einer normalen Flugbahn eine maximale Reichweite von 6700 Kilometern. Bei einer angenommenen Flugzeit von 37 Minuten müsse sie aber zunächst über 2 800 Kilometer in die Höhe gestiegen sein.