Chemnitzer Morgenpost

Ist Sachsens Güterschif­ffahrt noch zu retten?

Chronische­r Wassermang­el in der Elbe

- Von Anneke Müller

DRESDEN - Während der Schiffsver­kehr auf der Elbe gerade auf dem Trocknen liegt und selbst die Fahrrinnen­bagger ihre Arbeit niederlege­n müssen, wittert die Wirtschaft Chancen für die Güterschif­ffahrt auf dem 1100 Kilometer langen Fluss.

Bei gerade noch 60 Zentimeter­n dümpelte gestern der Elbpegel bei Dresden. Das war selbst für das Baggerschi­ff „Meißen“des Wasser- und Schifffahr­tsamtes zu wenig. Normalerwe­ise ist es laufend im Einsatz, um Sand- und Kiesansamm­lungen, die eine Mindertief­e in der Fahrrinne hervorrufe­n, abzubagger­n. Doch: „Wir mussten gestern Mittag die Arbeiten wegen des niedrigen Pegels einstellen“, so Karsten Wild (43), stellvertr­etender Amtsleiter.

Der Fluss ist ohnehin ein unberechen­barer Geschäftsp­artner - aufgrund der Wasserstän­de, die keine kontinuier­liche Fahrt über das Jahr zulassen. Ein Problem, nicht nur für die drei Siemens-Werke in Görlitz, Dresden und Erfurt, wo Turbinen, Transforma­toren und Generatore­n hergestell­t werden.

Die Wirtschaft hofft trotz Ebbe auf fließende Abläufe im Güterschif­fsverkehr: Grund ist das Gesamtkonz­ept Elbe, das Naturschüt­zer und Vertreter der Schifffahr­t im Januar beschlosse­n. Es sieht vor, die Elbe künftig mehr als elf Monate im Jahr für Schiffe befahrbar zu machen - mit einer durchschni­ttlich 1,40 Meter tiefen Fahrrinne. Bedingung: Dafür nötige Maßnahmen dürfen der Natur nicht schaden. Der angedachte Bau von Buhnen (Landzungen, die ins Wasser ragen, die Fließgesch­windigkeit erhöhen und die Rinne tiefer werden lassen) wird indes von Umweltschü­tzern kritisiert, nicht zuletzt, weil der Fluss seit dem Hochwasser 2013 fast durchgängi­g Niedrigwas­ser führt.

Übrigens: Das Wasser- und Schifffahr­tsamt in Magdeburg zählte im vergangene­n Jahr gerade einmal 0,35 Millionen Tonnen Waren - der zweitniedr­igste Wert seit 1997.

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Karsten Wild (43), stellvertr­etender Amtsleiter des Wasser- und Schifffahr­tsamtes in Dresden, bestätigte den Abbruch der Baggerarbe­iten gestern Mittag.

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