Chemnitzer Morgenpost

Genossen jetzt auf GroKo-Kurs

SPD-Parteitag bestätigt Schulz

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Rückenwind für Schulz: Nach stundenlan­ger Debatte hat sich der SPD-Parteitag mit großer Mehrheit für ergebnisof­fene Gespräche mit CDU/CSU über eine Regierungs­bildung ausgesproc­hen.

Die rund 600 Delegierte­n votierten am Donnerstag­abend klar für Gespräche, die zu einer Großen Koalition, einer Minderheit­sregierung von Kanzlerin Angela Merkel (63, CDU) oder zu Neuwahlen führen könnten. Ein Antrag der Jusos, der für einen Ausschluss der Großen Koalition warb, fand keine Mehrheit. Die CDU begrüßte den Beschluss der SPD und bekräftigt­e das Ziel, „eine verlässlic­he und stabile Regierung für unser Land zu bilden“.

SPD-Chef Martin Schulz (61), der am Abend mit 81,9 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt wurde, hatte für die Gespräche geworben, nachdem er nach der Bundestags­wahl und dem Scheitern eines Jamaika-Bündnisses eine Große Koalition zunächst ausgeschlo­ssen hatte. „Wir müssen nicht um jeden Preis regieren. Aber wir dürfen auch nicht um jeden Preis nicht regieren wollen“, rief er den Genossen zu. Die SPD müsse Europa stärken, sich um die Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter kümmern, eine Bildungsre­volution anstoßen, den Klimawande­l begrenzen und die sozialen Netze sicherer machen. „Dafür wollen wir ergebnisof­fen reden und schauen, zu was für inhaltlich­en Lösungen wir kommen können“, betonte Schulz. Es gelte ein Maximum sozialdemo­kratischer Politik durchzuset­zen: „Unsere politische­n Inhalte zuerst und keinen Automatism­us in irgendeine Richtung.“

Die Jusos hatten den Ausschluss der Option „GroKo“verlangt - „Wir haben ein Interesse daran, dass hier noch was übrig bleibt von diesem Laden, verdammt noch mal“, sagte Juso-Chef Kevin Kühnert (28). „Eine Maxime, die lautet, regieren mit uns ist immer besser als ohne uns, die verzwergt die SPD und reduziert uns und unseren politische­n Gestaltung­sanspruch auf einen großen Korrekturb­etrieb.“

Nach ersten Gesprächen der Spitzen von Union und SPD in der nächsten Woche soll über mögliche Koalitions­verhandlun­gen im Januar auf einem Sonderpart­eitag abgestimmt werden. Ein möglicher Koalitions­vertrag würde am Ende der Verhandlun­gen dann allen 440 000 Mitglieder­n zur Abstimmung per Brief vorgelegt werden.

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Fraktions-Chefin Andrea Nahles (47) richtete Schulz vor dessen Parteitags­rede die Krawatte.

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