Schöne Rivalin gibt Kremlchef kontra
MOSKAU - Putins traditionelle Propaganda-Pressekonferenz wurde in diesem Jahr nicht zur One-Man-Show. Der Kremlchef lieferte sich ein Wortgefecht mit einer TV-Moderatorin, die gegen ihn bei der Präsidentschaftswahl antreten will - und musste sich unbequeme Fragen gefallen lassen.
Vor der Präsidentenwahl in Russland 2018 hat sich Staats-Chef Wladimir Putin (65) bei seinem jährlichen großen Presse-Auftritt als Garant der Stabilität präsentiert. Er werde nicht für eine Partei, sondern als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen, kündigte er in Moskau an. Bei der fast vierstündigen Fragestunde mit etwa 1600 Journalisten kamen neben Innenpolitik auch Krisenherde wie Nordkorea, Syrien oder die Ukraine zur Sprache.
Doch so glatt wie sonst konnte der Kremlchef seinen politischen Rundumschlag nicht durchziehen: Unter den Journalisten war auch Xenia Sobtschak (36), Tochter des früheren Bürgermeisters von St. Petersburg, die im März als Konkurrentin bei der Präsidentschaftswahl antritt. Sie war als Korrespondentin des oppositionellen TV-Senders Doschd angemeldet, was sie damit begründete, dass Putin sich sonst allen Fernsehdebatten verweigere.
Befragt nach den Chancen der Opposition, sagte Putin, diese habe kein positives Programm zu bieten. „Sie treten bei der Wahl mit der Losung ‚Gegen alle‘ an. Ist das ein positives Aktionsprogramm? Und was bieten Sie für die Lösung jener Probleme an, die wir heute besprechen?“
Sobtschak warf den Behörden vor, den Oppositionskandidaten Hindernisse in den Weg zu legen, und führte dabei Alexej Nawalny (41) als Beispiel an. Auch sie selbst habe als Präsidentschaftskandidatin Hürden zu nehmen. „Hat die Regierung etwa Angst vor einer ehrlichen Konkurrenz?“, wollte Sobtschak wissen.
„Nein, sie hat keine Angst“, antwortete Putin, betonte aber, Russland werde keine Umsturz wie in der Ukrain zulassen: „Ich bin überzeugt: Die überwältigende Mehrheit der russischen Bürger will das nicht.“