Mutter verklagt eigene Tochter
DRESDEN - Es muss schon sehr viel passieren, ehe sich eine Mutter vom eigenen Kind abwendet. Inge S. (63) wusste sich nicht mehr anders zu helfen: Sie zeigte ihre Tochter Brit (37) wegen Betruges an. Nun feiert die Witwe allein Weihnachten und der Tochter droht Haft.
„Plötzlich klingelten Inkassounternehmen bei mir“, erzählt die Mutter. „Meine Tochter hatte alles mögliche im Netz bestellt, zu sich liefern lassen und als Rechnungsempfänger mich angegeben. Teure Kosmetik, Klamotten für sich, Spielzeug für meine Enkelin. Das summierte sich auf fast 10 000 Euro“, zählt die Witwe auf. „Mit ihr war nicht zu reden und dann war sie plötzlich weg. Da bin ich zur Polizei gegangen. Ich weiß bis heute nicht, wo sie ist.“
Der Staatsanwalt klagte Brit wegen 25-fachen Betruges an. Doch zum Prozess am Amtsgericht Dresden erschien die Hausfrau wiederholt nicht. Auch gestern warteten Zeugen, Richter, Anwalt und Staatsanwalt vergeblich auf die einschlägig vorbestrafte Angeklagte.
Doch statt einen Haftbefehl auszustellen, ließ die Justiz Milde walten: Weil die Taten zwei Jahre zurückliegen und seither keine neuen Anzeigen registriert wurden, beantragte der Staatsanwalt, Brit in Abwesenheit zu einem Jahr Haft zu verurteilen. Und die Strafe soll auf Bewährung ausgesetzt werden. Der Anwalt stimmte zu. Das Urteil will der Richter nun noch abfassen. schriftlich
sts