Kretschmer konkret
Noch zwei Tage. Dann wird Ministerpräsident Michael Kretschmer seine erste große Regierungserklärung abgeben. Und das wird richtig spannend.
Denn der junge Landesvater ist als multipler Weichensteller unterwegs. Nach 28 Aufbaujahren muss er das Land Sachsen wieder einen und den Weg in eine Zukunft weisen, die eine kuriose und völlig neue Ausgangssituation hat:
Erstens: Statt zu wenig Arbeitsplätzen gibt es inzwischen zu wenig Fachkräfte. Andererseits sind viele „sonstige“Jobs schlecht bezahlt. Und wiederum andererseits wollen Lehrer der höheren Klassenstufen einen Edelstatus, nämlich die Verbeamtung.
Zweitens: Statt zu wenig Geld gibt es inzwischen übervolle Steuertöpfe. Aber noch immer hapert es an der klugen Verteilung.
Drittens: Es gibt weiter Geburten- und Hochzeitsrekorde. Aber sozialer Wohnungsbau und Kitabau schleifen. Vor Grundschülern stehen mehrheitlich Ersatzkräfte.
Viertens: Die Technik wird immer perfekter. Und doch kommt die Polizei bei der Kriminalitätsbekämpfung nicht mehr hinterher. Weil ihr Mittel und Leute fehlen.
Fünftens: Noch nie war die Aufnahme und Verbreitung so vieler, ja unbegrenzter Informationen möglich: Und doch wird die Funktionsweise einer Demokratie mehr und mehr missverstanden oder kommt nicht mehr an.
Sechstens: Bürger sehnen sich wieder nach starken Männern und Ideen, obwohl sie so frei und friedlich wie noch nie leben.
Die MOPO hat mit ihm zu einigen dieser Themen gesprochen. Fazit: Kretschmer und die Politik müssen vor allem unideologisch-pragmatisch handeln und erklären, erklären, erklären.
Interview Seiten 8/9