Chemnitzer Morgenpost

Kretschmer im MOPO-Interview

Sachsens neuer Ministerpr­äsident über Polizisten, Kita-Pauschale und Rente

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DRESDEN - Seit eineinhalb Monaten ist Michael Kretschmer (42, CDU) sächsische­r Ministerpr­äsident. Übermorgen stellt er sein Regierungs­programm vor. Die Redakteure Juliane Morgenroth und Torsten Hilscher sprachen mit ihm über die Bürger, das Land und seine Politik.

MOPO: Wie läuft die Einarbeitu­ng?

Kretschmer: Zum „Einschwing­en“bleibt wenig Zeit. Der Alltag, konkrete Projekte nehmen sofort von einem Besitz. Es sind sofort Entscheidu­ngen notwendig: zum Beispiel Breitbanda­usbau im ländlichen Raum - dort müssen wir jetzt sagen, wie machen wir das. Oder die Förderung ländlicher Regionen.

Sie haben noch nie eine Behörde geleitet.

Deswegen habe ich mir ein Kabinett zusammenge­stellt, mit dem ich zum einen auch persönlich zusammenar­beiten möchte. Die auf der anderen Seite auch Erfahrung haben, eine Behörde zu leiten. Wir haben gemeinsame Vorstellun­gen, wie man miteinande­r arbeitet und wie man miteinande­r umgehen möchte.

Ein Kabinett, wo für Frank Haubitz kein Platz war …

Seine Ideen teile ich größtentei­ls. Aber ich musste überlegen: Wer ist derjenige, der es am besten umsetzen kann. Dem jetzigen Minister Piwarz fällt es viel leichter, die Gespräche dazu in der Fraktion zu führen. Der ist da zu Hause. Das ist keine Entscheidu­ng gegen, sondern für etwas.

Was wird in Ihrer Regierungs­erklärung stehen?

Vieles zur Inneren Sicherheit. So werden wir, wenn die versproche­nen 1000 neuen Polizisten dann da sind, uns fragen müssen: Reicht das, wie ist die Sicherheit­slage, müssen wir über die 1 000 hinausgehe­n?

Kommt das Wort Lehrer-Verbeamtun­g vor?

Das Angebot, das wir jetzt machen müssen, muss so sein, dass die jungen Leute es gern ergreifen. Dass die Absolvente­n hier bleiben! Das Thema ist eines der wichtigste­n überhaupt.

Die Fachminist­erien schlagen Verbeamtun­g vor. Das trage ich mit. Was steht noch drin? Dass es für Dresden, Chemnitz, Leipzig starke Unterstütz­ung beim Schulhausb­au und bei Kindergärt­en gibt. Gerade Letzteres. Das ist mir als Vater ein Herzensbed­ürfnis. Da wird sich auch mit Blick auf den nächsten Doppelhaus­halt viel tun, Stichwort Kita-Pauschale. Das alles kostet. Politik besteht nicht nur darin, Geld zu verteilen. Sie besteht auch darin, zu gestalten, Freiräume zu geben.

Sie gelten als Politiker, der den Begriff „konservati­v“

gern nach rechts verschiebt.

Ich finde, dass Recht und Gesetz gelten müssen. Dass der Staat das Gewaltmono­Rechtsstaa­t pol hat. Dass und Demokratie verteidigt werden.

Es geht eher um Haltungen, die man mehr Gruppen rechts der CDU zuschreibt.

Ich finde, dass in den verzu gangenen Jahren viel übereinand­er statt mitwurde. einander geredet Viele Positionen, die jetzt von Populisten aufgegriff­en worden sind, muss man erklären und neu begründen, nicht infrage stellen. Aber es heißt auch, dass man andere Argumente findet.

Nochmals: Sie gelten als Rechtsausl­eger.

Ich möchte einen fröhlichen Freistaat, in dem die Leute stolz sind auf ihre Heimat. Und wenn sie der Meinung sind, dass sie konservati­v sind, dann finde ich das in Ordnung.

Viele Sachsen fühlen sich nach wie vor wie Menschen zweiter Klasse. Man muss fragen, warum ist das so; wer fühlt sich wie vernachläs­sigt. Wenn ich mit Siemens-Mitarbeite­rn in Leipzig rede und die erzählen, wie sie die Produktion noch einmal optimiert haben - und dann hören die, das Werk wird nach Duisburg verlagert … Dann gibt es das Thema Rente: Wir haben mehr Menschen, die kleine Renten haben. Da kämpfen wir um Aufstockun­g. Wenn jemand zehn Jahre Grenzkrimi­nalität erlebt hat, dann kann er schon auf den Gedanken kommen: Mir hilft keiner. Daher ist mir das 1:1-Gespräch

wichtig.

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Die Politik-Redakteure Juliane Morgenroth und Torsten Hilscher befragen MP Kretschmer (l.).
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MP Michael Kretschmer beim morgendlic­hen ntudium der Morgenpost. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (42, CDU)

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