Wenn der Notarzt einfach nicht kommt
Von Juliane Morgenroth und Torsten Hilscher
Sie sind gut ausgebildet, sie sind anerkannt, sie retten Leben! Aber manchmal sind sie einfach nicht da: Notärzte. Besonders im ländlichen Bereich war die Situation in Sachsen zuletzt zeitweise auf dem Niveau eines Entwicklungslandes.
„Im Jahr 2017 blieben 1666 Zwölf-Stunden-Schichten unbesetzt - deutlich mehr als in den Vorjahren“, hat Linken-Politikerin Susanne Schaper (40) herausgefunden. Erfahren haben Schaper und ihre Fraktionskollegen die Daten auf dem Weg einer parlamentarischen Anfrage. Die Chemnitzerin kennt sich aus im Fach: Sie ist gelernte Krankenschwester. Die Zahlen kamen vom sächsischen Innenminister Roland Wöller (47, CDU). Er ist für die Rettungsdienste zuständig.
Demnach waren im Vorjahr mehr als drei Prozent der unter Strich 54 151 Zwölf-Stunden-Dienste unbesetzt. Eine auf den ersten Blick kleine Zahl, die aber 1666 Einzelfälle ergibt, bei denen im Zweifel (k)ein Leben hätte gerettet werden können. Dabei geht es nicht immer um den Notarzt als Person, sondern um komplett unbesetzte Notarzt-Standorte! Für Schaper ist klar: „Es müssen weitere Medizinische Versorgungszentren eingerichtet und ein besseres Arbeitszeit-System für die Notärzte her.“
Etwas getan hat sich bereits. Die Krankenkassen und ihre AG Notärztliche Versorgung konnten für die besonders mies besetzten Standorte Reichenbach, Eibenstock und Schwarzenberg Partner gewinnen, um die Versorgung sicherzustellen: Einmal die Notarztbörse aus Schleswig-Holstein, einmal die Firma All Medical UG aus MeckPomm. Denn gerade Eibenstock war chronisch unterversorgt. Laut Wöllers Liste fielen dort 2017 mehr als 133 Zwölf-Stunden-Notarztstandort-Dienste aus beschämender Platz eins in Sachsen.