Dynamo ohne Psychotricks im Abstiegskampf
DRESDEN - Vor fast genau einem Jahr, auch vier Spieltage vor Saisonschluss, schenkte Uwe Neuhaus seinen Jungs einen Trainingstag und ging dafür mit ihnen zum Paintball, um den Alltagsfrust wegzuballern. Damals rangierte die SGD auf Platz fünf. Diesmal kämpft Dynamo am anderen Ende der Tabelle. Eine besondere Teambuilding-Maßnahme oder andere Psychotricks sieht der Trainer jedoch nicht als erforderlich.
„Es ist zumindest nicht ausgeschlossen“, hält sich der 58-Jährige die Option aber offen. Allerdings habe er auch mit einigen seiner Spieler darüber gesprochen, die eine solche Notwendigkeit verneinten. „Das ist ein Indiz dafür, dass die Psyche recht stabil wirkt“, betrachtet Neuhaus die derzeitige Lage und ergänzt: „Wir sind eine Truppe und uns geschlossen einig, dass das aktuell keinen Sinn macht.“
Immer wieder greifen Vereine in sportlich angespannter Lage zu besonderen Mitteln. Oftmals handelt es sich dabei um ein Kurztrainingslager, das auch unter dem Namen „Kasernieren“ (von der Außenwelt abschotten) bekannt ist. Aus finanziellen und organisatorischen Gründen reicht aber auch ein Tagesausflug aus. So beorderte Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek 2014 seine Spieler ins Schwimmbad und zum Box-Training. Beim FSV Frankfurt schickte Tomas Oral ein Jahr später seine Profis zu Fuß durch die Autowaschanlage, um den „Schmutz“abzuwaschen und einen freien Kopf zu bekommen. In dieser Mannschaft kickten auch Florian Ballas und Manuel Konrad, die morgen für SchwarzGelb um den Klassenerhalt kämpfen. Besondere Situationen benötigen eben besondere Maßnahmen.
Neuhaus will den Druck seiner Spieler aber nicht noch unnötig erhöhen. „Wir wissen alle um die Situation, da muss jeder auch ein Stück weit persönlich damit umgehen. Manchmal nützt auch ein bisschen Unbekümmertheit, sich gar nicht so mit der Situation vertraut machen.“Auf Nachfrage, ob auch in ihm der Druck wachse, antwortete Neuhaus: „Es geht nicht um mich, sondern um die Mannschaft und den ganzen Verein.“
Den letzten Dynamo-Betriebsausflug gab es am 22. August letzten Jahres. Erst ein Rundgang durch die Gläserne Manufaktur, dann mit dem E-Golf nach Moritzburg zum Essen. Bleibt zu hoffen, dass auch morgen alle Dynamo-Akkus richtig aufgeladen sind. Tom Jacob