Kunst-Königin geht in Rente
CHEMNITZ - Museumschefin Ingrid Mössinger geht in Ruhestand - und eine Ära zu Ende. Gestern wurde die Grand Dame der Chemnitzer Kunstsammlungen feierlich verabschiedet.
Höhepunkt des Festaktes war die Verleihung der Chemnitzer Ehrenbürgerschaft. Eine besondere Ehre für eine besondere Frau. Nie zuvor wurde die höchste städtische Auszeichnung einer Person direkt zum Abschied aus einem Amt zuteil. Selbst Ex-OB Peter Seifert erhielt die Ehrung erst nach zehn Jahren Ruhestand.
Er war drei Jahre im Amt, als Ingrid Mössinger im September 1996 ihren Dienst als Museumschefin antrat - schon mit dem Vorsatz, Chemnitz berühmt zu machen. Fünf Jahre sollte sie anfangs bleiben - es wurden 22. „Ich will für die Stadt Werte schaffen“, sagte Ingrid Mössinger einst. „Alles andere ist vergänglich.“
Dass es die zierliche Frau damit ernst meinte, wurde klar, als sie wenige Wochen nach ihrem Einstand die verlorene Chemnitzer Lehmbruck-Plastik „Kopf eines Denkers“zurückholte. Weitere Sensationen folgten: Die Ausstellungen mit Kunst von Edvard Munch, Picasso, Renoir, Cranach, den russischen Peredwischniki, Andy Warhol und nicht zuletzt die Bob-Dylan-Weltpremiere.
„Ingrid Mössinger hat Chemnitz in die Welt getragen und die Welt nach Chemnitz geholt,“würdigte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (56, SPD). Als Laudatoren waren auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (42, CDU) und Thomas de Maizière (64, CDU) ins Chemnitzer Opernhaus gekommen. „Ingrid Mössinger hat Chemnitz, das nach der Wiedervereinigung vielen außerhalb von Chemnitz als heruntergekommen und abgeschrieben galt, Glanz zurückgegeben“, sagte der Ex-Bundesinnenminister. „Keinen Glanz als Fassade, sondern ein Glanz mit Substanz, mit Kraft, mit Geist!“von