Reichenhainer sorgt für Ärger
Großprojekt mit Schönheitsfehlern: der Umbau der Reichenhainer Straße nebst Campus-Platz, neuer Tram-Linie und Stadlerplatz. Rund 40 Millionen hat das gekostet. Die Strecke ist verkehrsberuhigt. Beruhigt haben sich die politischen Gemüter aber noch nicht.
Am Kreisverkehr am Südbahnhof brauchen Radfahrer den 6. Sinn: Stadtauswärts müssen sie erst eine Runde drehen, dann in die Mitte der Straße wechseln und links abbiegen, um geradeaus Richtung Stadlerplatz zu fahren. Gut gedacht, nicht gut gemacht, sagt Jörg Schuster (48), Sprecher der AG Mobilität bei den Grünen.
„Viele Radfahrer erkennen diese Schleuse nicht“, so der Grüne. „Aber Verkehrsinfrastruktur soll selbsterklärend sein, da muss nachgebessert werden!“Etwa mit einem rot markierten Radweg nebst Piktogrammen. Schuster kritisiert auch den Abstand der Poller. „Wenn sich hier zwei Radfahrer im Gegenverkehr begegnen, wirdeseng.“
Die AfD-Fraktion kritisiert die Gestaltung des Campus-Plat- zes. Der Platz werde trotz Tempo 20 von einer Straße und Bahngleisen „durchtrennt“. Es sei kein „shared space“, also eine Fläche, auf der Fußgänger, Rad- und Autofahrer sowie ÖPNV-Nutzer gleichberechtigt sind. Auch Baubürgermeister Michael Stötzer (45, Grüne) räumt in einer Anfrage ein: „Die Verwaltungsvorschrift stellt aus Sicherheitsgründen sehr strenge Bedingungen an die Ausweisung von verkehrsberuhigten Zonen nach dem SharedSpace-Prin- zip, die hier unter anderem durch die baulich gestalteten Fahrbahnen nicht erfüllt sind.“
CDU/FDP fordern unterdessen vom Rathaus eine Grün-Bilanz. „Wie hat sich der Baumbestand vor und nach dem Bau des Chemnitzer Modells an der Reichenhainer Straße entwickelt?“, will die Fraktion wissen. Für die Tram-Trasse waren rund 200 Bäume gefällt worden.