Chemnitzer Morgenpost

Lahmes Internet legt uns lahm

Neue MOPO-Serie: Wenn die Provinz den Anschluss verliert

- Von Juliane Morgenroth

BÄRENSTEIN - Überall schnelles Internet bleibt in Sachsen ein Traum. Vor allem auf dem Land sind viele Orte auch im Jahr 2018 abgehängt. Was das zum Beispiel für Firmen bedeutet, zeigt sich in Bärenstein bei Altenberg. Die MOPO war vor Ort.

Steffen Findeisen (39) sitzt in einem Besprechun­gsraum der Herbrig & Co. GmbH Präzisions­mechanik. Der Informatik­er zeigt auf einen Bildschirm, der die aktuellen Internet-Übertragun­gsraten anzeigt. Einer DSL-6000erRAM-Leitung wohlgemerk­t. „Das entspricht längst nicht mehr dem aktuellen Standard und heutigen Erforderni­ssen“, so Findeisen. Die Leitung bietet 6 Mbit pro Sekunde. In städtische­n Privathaus­halten ist inzwischen schon das Dreifache üblich.

„Seit Jahren tut sich nichts. Das ist ein echter Standortna­chteil. Wir müssen täglich große Datenmenge­n bewältigen“, so Findeisen. Mal eben Mails mit großen Anhängen verschicke­n sei nicht drin und dauere qualvoll lange. Überlegung­en, schnelles Internet über Funk zu bekommen, seien gescheiter­t - zu teuer und aufwendig für den Betrieb mit 160 Mitarbeite­rn. Eine Standleitu­ng mit bescheiden­en 10 Mbit (maximal!) habe 7 500 Euro netto gekostet - pro Jahr. Auf Dauer zu teuer.

Er spricht von einer Posse, denn eigentlich ist schnelles Internet für Bärenstein vorgesehen. Bürgermeis­ter Thomas Kirsten (64, Freie Wähler) ha-

be sich dafür eingesetzt. „Es nervt. Glasfaser liegt mittlerwei­le bereits hier im Haus. Schon drei verschiede­ne Telekom-Mitarbeite­r waren hier. Doch es geht nicht weiter“, so Findeisen. Die Firma mache permanent Druck.

Ähnlich Probleme im idyllische­n Örtchen im Müglitztal plagen Roy Greif (49), Chef der Greif Metallbear­beitung GmbH mit 20 Mitarbeite­rn. „Zurzeit haben wir eine Übertragun­gsrate von vier Megabit pro Sekunde - wenn es gut läuft“, so der Firmen-Chef, der Kunden mit Großküchen­technik beliefert. Er muss ebenfalls große Datenmenge­n, etwa mit 3-D-Modellen, verschicke­n. „Das dauert Stunden.“Auch er hat Glasfaserk­abel schon bis zum Haus. „Doch das war es. Keiner sagt, wann es endlich losgeht mit dem schnellen Internet“, ärgert sich Greif.

Mit dem mit Steuergeld geförderte­n Breitbanda­usbau in Bärenstein wurde im September 2017 begonnen. Bürgermeis­ter Kirsten: „Auch Bärenstein wird in der Kapazität auf 50 bis 100 Megabit pro Sekunde erweitert.“Immerhin: Roy Greif bekam nach dem MOPO-Besuch Post von der Telekom. Im Mai soll es schnelles Internet im ganzen Gewerbegeb­iet geben ...

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Steffen Findeisen (39), Informatik­er bei der Firma Herbrig, ärgert sich über die lahme Internetve­rbindung. Sie behindert die Arbeit.
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 ??  ?? Roy Greif (49) muss viel Geduld mitbringen, wenn er große Datenmenge­n verschicke­n will. Doch das ist ein Muss.
Roy Greif (49) muss viel Geduld mitbringen, wenn er große Datenmenge­n verschicke­n will. Doch das ist ein Muss.

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