Razzia gegen Heirats-Mafia
LEIPZIG - In Sachsen sind offenbar Dutzende Inder und Pakistani über Scheinehen ins Land geschleust worden. Die Bundespolizei sprengte gestern eine deutschlandweit verzweigte Bande, die solche Zweckehen arrangiert und dafür Hunderttausende Euro kassiert haben soll. Einer der Drahtzieher soll ein indischer Gastronom aus Eilenburg sein.
Punkt 7 Uhr stürmten rund 300 Bundespolizisten deutschlandweit insgesamt 27 Wohnhäuser, Büros und Lokale. Schwerpunkt war das nordsächsische Eilenburg, wo die Beamten zeitgleich ein indisches Restaurant und acht Wohnungen durchsuchten, dabei Datenträger, Heiratsurkunden und Mobiltelefone beschlagnahmten.
Der Betreiber (40) des Lokals soll mit einem in Zwenkau (Kreis Leipzig) ansässigen Landsmann (25) und einem im anhaltinischen Brehna lebenden Pakistani (47) Kopf einer Bande krimineller Heiratsvermittler sein. „Wir ermitteln gegen 34 Verdächtige“, sagte Bundespolizei-Sprecherin Yvonne Manger (38).
Und so soll das Netzwerk agiert haben: Inder und Pakistani, die nach Deutschland wollten, wurden den Ermittlungen zufolge mit von der Bande bezahlten EU- Bürgern aus Osteuropa verheiratet. Die Scheinehen wurden zumeist auf Zypern oder in Dänemark geschlossen. Anschließend besorgte die Bande den Klienten fingierte Meldeadressen und Arbeitsverträge. Letztere wurden in der Regel von indischen Gastronomen ausgestellt.
„Auf Grundlage der falschen Dokumente wurden den Geschleusten dann EU-Aufenthaltskarten ausgestellt, mit denen sie dauerhaft in Deutschland bleiben konnten“, erklärte Sprecherin Manger. Zwischen 15 000 und 22 000 Euro soll die Bande pro Person verlangt haben. Die Polizei ermittelt in Dutzenden Verdachtsfällen. -bi.-