Der Untertan des Fußballs
D er Untertan“ist ein Roman von Heinrich Mann, er erschien vor genau 100 Jahren und ist nicht nur im Fußball aktueller denn je. Der Roman erzählt von Diederich Heßling als Beispiel für einen bestimmten Typ Mensch in der Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs. Heßling ist obrigkeitshörig, feige und ohne Zivilcourage. Er ist ein Mitläufer. D essen Motto heißt: Nach oben buckeln, nach unten treten. Für Diederich Heßling lassen sich in der heutigen Zeit zig Namen aus Wirtschaft und Politik einsetzen. Wir sind aber im Sport und setzen daher Oliver Bierhoff ein. W as er jetzt gemacht hat, ist nichts anderes. Er tritt nach unten, um oben gut dazustehen. Um irgendwie seine Haut zu retten. Beim letzten Test vor der WM gegen Saudi-Arabien machte er die Moderatoren vor laufender Kamera an, beschimpfte sie, spielte das Erdogan-Foto herunter. Die Dimensionen dabei hatte Bierhoff nicht erkannt. N un ist Deutschland krachend gescheitert, auch - oder weil - die Diskussionen um Özil und Ilkay Gündogan nicht enden wollten. Und plötzlich erkennt Bierhoff das Ausmaß? Das ist häßlich. Er pickt sich bei seiner Kritik den Spieler heraus, der ohnehin schon seit Mitte Mai täglich auf die Fresse bekommt - sicherlich auch in gewissen Momenten berechtigt. Özil schweigt zu diesem Thema immer noch und spielte zudem schlecht. W as aber Bierhoff macht, das ist ganz schlechter Stil. Er versucht seine Haut zu Ungunsten eines anderen zu retten. Er ist ein Diederich Heßling.