Sachsens Bauern rufen Notstand aus
ARZBERG - Aufgrund der seit Wochen anhaltenden Trockenheit hat Sachsens Landesbauernverband (SLB) den Freistaat aufgefordert, den Notstand auszurufen. Die Erträge seien um bis zu 50 Prozent weggebrochen und die Produktion von Winterfutter in Gefahr, warnte Bauernpräsident Wolfgang Vogel (65).
Geert Brandtner (64) steht auf seinem Weizenfeld und schüttelt den Kopf. „Den letzten großen Regen hatten wir hier am 16. Mai - so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Chef der Agrargenossenschaft im nordsächsischen Arzberg. Schon Mitte Juni mussten seine Leute in die Ernte starten, so früh wie noch nie.
„Die Hälfte der Ernte ist eingebracht, das Ergebnis katastrophal“, sagt Brandtner. Halb so viel Raps, ein Drittel weniger Gerste und bei der aktuellen Weizenernte sieht‘s auch nicht besser aus. Zudem ist der Anteil an Schmachtkörnern (sehr kleine Frucht) dieses Jahr besonders hoch.
Die größten Sorgen macht sich Brandtner aber um das Vieh. In den Ställen des 45-Mann-Betriebes stehen unter anderem 375 Kühe, 80 Kälber und 220 Färsen. „Der ganze Mais ist verbrannt - wir können keine Silage machen, um unsere Kühe zu versorgen“, erzählt Brandtner. Der schnelle Anbau einer Zwischenfrucht sei zwecklos. „Der Boden ist Asche, da wächst derzeit nichts.“Auch die Wiesen sind braun. „Nur der Ampfer wächst, alles andere ist tot“, sagt der erfahrene Landwirt.
Kein Einzelfall: „Unsere Bauern wissen nicht, wie sie ihre Tiere über den Winter bringen können“, warnt Landesbauernpräsident Wolfgang Vogel. Von Agrarminister Thomas Schmidt (57, CDU), der sich das Bauern-Drama gestern vor Ort in Arzberg anschaute, forderte Vogel, den Notstand auszurufen. Nur so hätten Sachsens Landwirte die Chance, zusätzliches Geld vom Bund und der EU zu bekommen.
Und das brauchen sie dringend, um Viehfutter von auswärts einkaufen zu können. „Mit den skandalös niedrigen Preisen, die wir derzeit für Milch und Fleisch bekommen, können wir das nicht erwirtschaften“, sagt Brandtner.
Schmidt sicherte den Landwirten gestern finanzielle Hilfe vom Freistaat zu. So sollen die Betriebe, die mehr als 30 Prozent ihrer Durchschnittsernte verlieren, rund 80 Prozent des Ertragsausfalls ersetzt bekommen. -bi.-