Trauer, Tränen, Trost - und tolle Fans
MOSKAU - Harry Kane und seine geprügelten Mitspieler schlichen schwer geschlagen und mit hängenden Köpfen in die Fankurve, doch dort wollten die Standing Ovations gar nicht mehr aufhören.
Und als ihnen aus Tausenden Kehlen der Oasis-Song „Don’t look back in Anger“hinterherschallte, wichen Trauer und Tränen allmählich dem großen Stolz auf eine tolle WM und ein beeindruckendes Team - auch wenn das Fußball-Mutterland nach 52 langen Jahren weiter auf den verfluchten Goldpokal warten muss.
„Es tut weh, sehr sogar“, sagte Kapitän Kane nach dem 1:2 (1:1, 1:0) nach Verlängerung im Halbfinale gegen Kroatien in Moskau: „Aber wir können die Köpfe weit oben behalten. Wir sind weiter gekommen, als ganz viele gedacht haben.“„Stolz“wurde schnell zum am häufigsten gebrauchten Wort, auch in der Heimat. „Ich könnte nicht stolzer auf dieses Team sein“, schrieb Prinz William, der auch Präsident des Fußballverbandes FA ist, auf Twitter: „Ihr hattet eine unglaubliche WM, habt Geschichte geschrieben und uns Fans etwas gegeben, an das wir glauben konnten. Wir wissen, dass von dieser Mannschaft noch mehr zu erwarten ist.“
Dieser Ansicht war auch Teammanager Gareth Southgate, als er erschöpft, enttäuscht, aber auch schon wieder bemerkenswert kämpferisch vor die Presse trat. „Diesmal haben wir es nicht geschafft, aber wir werden daraus lernen“, sagte der Coach. Er sei überzeugt, dass es „solche Erfahrungen“seien, die eine Mannschaft „zu einem Gewinnerteam“machten: „Was in den letzten Wochen passiert ist, wird uns stärker machen.“
Diese Sätze können Englands Konkurrenten im Weltfußball getrost als Kampfansage auffassen. Das gut funktionierende Spielerkollektiv mit Kane und Abwehrriese John Stones als tragende Säulen hat dem Land ein neues Selbstwertgefühl gegeben.