Chemnitz rüstet auf!
Droht Chemnitz morgen erneut ein Ausnahmezustand? Rund um den Besuch von Ministerpräsident Michael Kretschmer (43, CDU) hat das rechtspopulistische Bündnis „Pro Chemnitz“für 18 Uhr eine Demonstration mit 500 Teilnehmern vorm Chemnitzer Stadion angemeldet.
Kretschmer kommt morgen zum lange geplanten öffentlichen „Sachsengespräch“nach Chemnitz, trifft ab 19 Uhr im VIP-Raum des Stadions die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (56, SPD). Und auf lautstarke Demonstranten: Die Organisatoren der angekündigten Proteste steckten auch hinter der Demo vom Montag, auf welcher mehr als 6 000 Menschen teilnahmen. Die blieb anfangs ruhig am späteren Abend eskalierte die Lage aber teilweise. Schon beim Abmarsch vor dem MarxKopf flogen aus der rund 1 500 Personen starken Gegendemo Steine, Linke wurden wenig später von rechten Schlägern atta- ckiert. Pyrotechnik flog von beiden Seiten, das Auffahren zweier Wasserwerfer verhinderte Schlimmeres - ohne dass sie zum Einsatz kommen mussten.
An der Kaßbergauffahrt wurde der Aufmarsch aus einem Haus mit Flaschen und Böllern beworfen. Nachdem die Demos offiziell gegen 21.30 Uhr beendet waren, kam es noch zu Scharmützeln in der ganzen City. Am Ende wurden 20 Verletzte gezählt, darunter zwei Polizisten.
Die lokale Politik ist entsetzt. Detlef Müller (54, SPD): „Wir haben in den letzten zwei Tagen auf erschütternde Weise erlebt, wie der sächsische Staat sein Gewaltmonopol aufgegeben und der Straße überlassen hat.“Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank-Müller Rosentritt (36) sagte: „Das Recht, friedlich seinen Unmut zum Ausdruck bringen zu dürfen, ist Wesensmerkmal unserer Demokratie. Gewalt ist in jedem Fall abzulehnen.“OB Ludwig forderte: „Alle, denen Chemnitz am Herzen liegt, müssen jetzt zusammenhalten.“
Unterdessen hat die „AfD“für kommenden Samstag, 17 Uhr, einen „Trauermarsch“angemeldet. Chemnitzer Szene-Klubs haben hingegen ihre für den 1. September geplante „Eastparade“in den Herbst verschoben.
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