Chemnitzer Morgenpost

Schönreden hilft nicht

- Von Juliane Morgenroth

Angesproch­en auf die Frage, ob die Polizei in Chemnitz immer Herr der Lage war, sagt Sachsens Regierungs-Chef Michael Kretschmer, selbst nicht vor Ort: „Das Ergebnis stimmt.“Und sein CDU-Generalsek­retär sagt, es sei gelungen, Recht und Ordnung durchzuset­zen.

Nein, ist es nicht. Schönreden hilft nicht. Rechtsextr­emisten konnten ihre Macht demonstrie­ren, die Polizei war unterbeset­zt. Wegen einer falschen Lageprogno­se - trotz massiver Mobilisier­ung im Netz.

Man muss Kretschmer zugutehalt­en, dass er sich immer wieder deutlich gegen Rechtsextr­emismus positionie­rt. Das war bei der CDU in Sachsen sehr lange nicht der Fall. Im Gegenteil. Rechte Umtriebe wurden nicht ernst genommen. Menschen, die dies thematisie­rten, wurden dafür kritisiert.

Angesichts neuerliche­r bundesweit­er Negativ-Schlagzeil­en samt hässlicher Bilder aus Sachsen ruft Kretschmer zu einem Ruck auf. Die Zivilgesel­lschaft sei gefordert, die Mitte der Gesellscha­ft. Die in Sachsen gern schweigend­e Mehrheit.

Doch jener Zivilgesel­lschaft wurde es hierzuland­e jahrelang sehr schwer gemacht - vorsichtig ausgedrück­t. Engagement gegen rechts, das jetzt beschworen wird, wurde nicht nur nicht wertgeschä­tzt.

Engagierte fühlen sich ausgebrems­t, gar kriminalis­iert - oft wurden sie sofort in die linksextre­me Ecke geschoben. Der geforderte Ruck muss also auch in der CDU kommen. Heißt: Wertschätz­ung für Engagement. Und bitte endlich eine realistisc­he Einschätzu­ng der Lage. Siehe auch S. 10/11

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