Chemnitzer Morgenpost

Debakel für die Sachsen-SPD Freibergs OB wirftParte­ibuch hin

„Die Partei von Helmut Schmidt und Willi Brandt gibt es nicht mehr“

- Von Torsten Hilscher

Als ob die SPD nicht schon genügend Probleme hätte. Bundesweit wurde sie in Umfragen jetzt von der AfD überholt, in Sachsen kommen die Genossen trotz Regierungs­bonus nicht so recht aus dem 10-Prozent-Knick. Und jetzt auch noch das: Gestern ging ein wichtiger Genosse von der roten Fahne: Sven Krüger (44), OB in Freiberg, hat sein Parteibuch abgegeben! Zum Schluss las er „seinen“Sozialdemo­kraten noch mal richtig die Leviten.

„Seit heute gehöre ich keiner Partei mehr an. Künftig werde ich mich als parteilose­r Oberbürger­meister um die Geschicke unserer Stadt kümmern“, schrieb Krüger auf seiner Facebook-Seite. Nach der Bundestags­wahl seien von der Parteispit­ze viele Versprechu­ngen gemacht worden, Stichworte „mehr miteinande­r reden, mehr einbeziehe­n, mehr auf das hören, was die Menschen und die Mitglieder bewegt“. Leider müsse er feststelle­n, dass fast nichts „auch nur ansatzweis­e“umgesetzt wurde. „Schaut man diese Tage nach Berlin, drückt das Wort Fremdschäm­en nicht ansatzweis­e aus, was ich derzeit empfinde.“Nach 20 Jahren Mitgliedsc­haft sehe er: „Die SPD von Helmut Schmidt und Willi Brandt gibt es nicht mehr.“

Neben vielem habe der Fall Maaßen das Maß voll gemacht, so Krüger zur Morgenpost. Nicht die Sache selbst. „Sondern einfach, wie man mit der Personalie umgegangen ist. Man hatte das Gefühl, dass die Bundesregi­erung nur noch ein Thema hat: die Personalen­tscheidung. Man hatte das Gefühl, dass es nur noch darum ging, Recht zu behalten, Recht zu bekommen und Schuldzuwe­isungen zu machen.“Gerade in Bezug auf die Folgen für Maaßen sieht Krüger den fatalen Eindruck: „Man muss nur einen Fehler machen, dann wird man zwei Eingruppie­rungen höher eingestuft“.

Immerhin: Der SPD in Sachsen möchte Krüger ausdrückli­ch keine Schuld geben. „Die arbeite gut in der Regierung mit der CDU.“Die Partei muss das erstmal verdauen. SPD-Landes-Chef Martin Dulig (44): „Mit ihm verlieren wir einen Oberbürger­meister, der vor Ort gute Arbeit im Namen der SPD geleistet hat.“Nicht der einzige Verlust für die Genossen „Mit Blick auf diese Woche und die Causa Maaßen haben wir zehn Austritte verzeichne­t“, heißt es aus der Landes-SPD. Die Mitglieder­zahl liegt bei 5 124.

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OB Sven Krüger (44, nun parteilos)
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SPD-Kreis-Chef Henning Homann (38)

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