Sachsens heimliche Fachkräfte-Reserve
Die „Rückkehrer“- Laborleiter Stefan Kittlaus (34) aus Görlitz ist einer von ihnen
Von Torsten Hilscher GÖRLITZ - Noch immer steigt die Zahl der Menschen, die Sachsen zum Arbeiten verlassen: 138 800 waren es vergangenes Jahr. Das sind 18 800 mehr Menschen als nach Sachsen einpendeln. Doch zugleich arbeiten so viele Menschen aus anderen Bundesländern wie lange nicht im Freistaat. Oder sie ziehen ganz zurück. Wie Stefan Kittlaus (34) aus Görlitz.
Jeder siebte Abwanderer kommt nach Erkenntnissen der Arbeitsagentur zurück in die Heimat - meist nach drei bis vier Jahren. Doch 60 Prozent pendeln weiter, wohnen nur wieder in Sachsen. Nicht so Stefan Kittlaus. Er hatte eigentlich ordentlich zu tun, verdiente gut.
Der Chemiker mit Doktortitel arbeitete in Hamburg. Doch immer wieder kreisten die Gedanken um seine Heimatstadt Görlitz. Und so brauchte es gar keine schlaflosen Nächte, als ihm ein Hinweis seiner alten Uni (er studierte in Dresden) ins Haus flatterte: Leiter des zentralen chemischen Labors bei Birkenstock in Görlitz.
Einen Heimvorteil gab es nicht. Aber die Erfahrung, sein Können und letztlich der feste Wille zum Umzug überzeugten die Birkenstock-Leute. Er selbst lässt keinen Zweifel, dass er schon immer zurückgewollt habe, aber eben der Job vor Ort fehlte: „Ausschlaggebend für den Rückzug war für mich in erster Linie die neue Stelle“, erzählt Kittlaus. Doch nur der Firmenname und die Stadt reichten ihm auch wieder nicht: „Vom
ersten Kontakt an habe ich gemerkt, hier kann ich etwas bewegen.“
„Diese Rückkehrer-Story zeigt, dass Görlitzer mit unterschiedlichen Qualifikationen in ihrer Heimatregion wirklich einen Job finden können, weil wachsende Unternehmen auf Fachkräftesuche sind“, erklärt der städtische Wirtschaftsförderer Philipp von Haymerle. Darum veranstaltet er immer wieder Rückkehrer-Börsen.
Etwa 900 Euro verdiene man mehr, wenn man im Westen arbeite, so die Arbeitsagentur. Rechnerisch lohne sich das durch die erhöhten Pendelkosten aber oft nicht. Sachsens Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen wirbt schon lange um Rückkehrer - es würden händeringend Fachkräfte gesucht: „Nur so bleiben sächsische Betriebe im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig.“