Kretschmer bei den Angelsachsen
Von Juliane Morgenroth
LONDON/DRESDEN - Der Brexit kommt! Und auch an Sachsen wird er nicht spurlos vorbeigehen. Vor allem Unternehmer bibbern vor den Auswirkungen. Großbritannien ist das drittwichtigste Exportland des Freistaates. Ministerpräsident Michael Kretschmer (43, CDU) trommelt derzeit in London für weiter gute Beziehungen. Nicht nur politisch.
Darauf hofft etwa Marko Wunderlich (45), Vertriebsvorstand von Friweika. Daher ist er beim Wirtschaftsforum mit Kretschmer in einem Londoner Hotel. Das Unternehmen beliefert eine britische Supermarktkette mit Kartoffelprodukten und hofft auf mehr. „Wir wissen nicht, was kommt. Der Wechselkurs ist jetzt schon ein Problem. Mit den Zöllen könnte es unrentabel werden.“Vielleicht sei es günstiger, in Großbritannien zu produzieren?
Optimistischer ist Sascha Kröner (43), Inhaber vom Rollstuhlbau Bräunig aus Leipzig. „Klar ist nichts, aber ich glaube nicht, dass das Geschäft zusammenbricht.“Jakob Kania (42), Chef der Support Q GmbH aus Görlitz, fragt sich, ob seine Ingenieure künftig ein Visum brauchen, wenn sie länger dort sind. Kathrin Werner (49), Prokuristin beim Chemnitzer Maschinenbauer MAVEG, wünscht sich, dass Sachsen britische Unternehmen anlockt, die einen Standort in der EU brauchen. Dafür wirbt bereits die Wirtschaftsförderung.
Für Sachsen sollte am Abend auch auf dem Empfang samt Ausstellung der Deutschen Botschaft zum Tag der Deutschen Einheit geworben werden. Sachsen ist dieses Jahr Partnerland. Dafür wurde alles, was für Sachsen steht, in einem 40-Tonner und zwei 7,5-Tonnern nach London gebracht. Mit dabei u.a. Schloss Wackerbarth, die Stadt Görlitz oder der Erzgebirgische Stollenverband. Über 1000 Gäste wurden am Abend erwartet, darunter auch der Herzog von Kent. Der Cousin der Queen ist Träger des Sächsischen Verdienstordens - wegen seiner Verdienste um den Wiederaufbau der Frauenkirche.