Chemnitzer Morgenpost

Jetzt kommtdie Super-Datenautob­ahn für Sachsen

- Von Hermann Tydecks

BAUTZEN - Und noch ein prominente­r Besuch in Bautzen: Deutschlan­ds oberster Telekom-Chef Timotheus Höttges (56). Im Landkreis startete er gestern das größte Breitband-Projekt der Republik: 60 000 Haushalte, 8 800 Betriebe und 117 Schulen werden bis Ende 2020 mit Glasfasera­nschlüssen ausgestatt­et. Bislang sind dort nur - wenn überhaupt - lahme Datenübert­ragungsrat­en von maximal 30 Megabit pro Sekunde möglich. Bald werden die Leitungen drei- bis 30-mal schneller sein. „Ein großer Tag für einen großen Landkreis“, freute sich Landrat Michael Harig (58, CDU). Bund und Freistaat fördern den Ausbau mit 105 Millionen Euro. Die Telekom selbst investiert 25 Millionen Euro, übernimmt den Großteil des Ausbaus. Die Morgenpost sprach darüber mit Telekom-Chef Höttges.

Herr Höttges, was haben Sie selbst zu Hause in Bonn für einen Internetan­schluss?

„100 Megabit pro Sekunde. Mit Downloadza­hlen von 77,3 Megabyte, ich hab’s erst kürzlich gemessen.“

Das ist schnell. Viele Regionen wie hier im Landkreis Bautzen sind abgehängt, haben teils gar keinen Internetzu­gang. Wieso ist das so?

„Deutschlan­d - und auch Sachsen - ist ein Flächenlan­d. In Großstädte­n ist es viel einfacher, Menschen ans Internet anzuschlie­ßen. In den ländlichen Gebieten ist die Breitbandv­ersorgung verbesseru­ngsfähig, da sehen wir uns verpflicht­et. Wir konzentrie­ren uns daher nicht nur auf die Städte. Der größte Anteil unseres Ausbaus ist in den ländlichen Gebieten.“

Was unternimmt jetzt die Telekom gegen die digitale Spaltung in Sachsen?

„In Sachsen laufen drei große Ausbau-Förderproj­ekte. Der Vogtlandkr­eis mit 29 000 Haushalten, Nordsachse­n mit 30 000 Haushalten. Das größte Projekt in Deutschlan­d, und da kann Sachsen stolz drauf sein, ist der Landkreis Bautzen mit 56 000 Haushalten.“

Was bedeutet der Ausbau mit schnellem Internet für die Menschen?

„Gewerbetri­ebe brauchen schnellen und sicheren Datenzugan­g. Gewerbebet­riebe müssen bevorzugt ausgebaut werden, weil sie die höchste Datennutzu­ng haben. Für den Privatkund­en bauen wir perspektiv­isch Kapazitäte­n für die Zukunft. Anwendunge­n und Bandbreite­n-Hunger werden steigen, etwa für hochauflös­endes Fernsehen oder Telemedizi­n. Die Infrastruk­tur muss dafür bereit sein.“

Wie zukunftssi­cher sind die Anschlüsse­n mit über einem Gigabit, die Sie in Bautzen legen lassen?

„Wir bauen die Leitungen bis in die Wohnung. Die Haushalte bekommen nicht die zweispurig­e Autobahn, sondern eine zehnspurig­e ins Haus gelegt. Die Bandbreite­n lassen höchste Leistungen jeglichen Dienstes zu. Einen JamesBond-Film etwa können sie binnen eines Wimpernsch­lags runterlade­n.“

Was bedeutet Sachsen für die Telekom?

„Die Agilität des Ministerpr­äsidenten Kretschmer und der Landespoli­tik ist auffällig und positiv zu bewerten. Hier kümmert sich jemand um die Zukunftsfä­higkeit der Infrastruk­tur in seinem Bundesland. Es gibt hier 2,3 Millionen Haushalte. Von 2013 bis 2017 hat die Telekom davon 567 000 ausgebaut. Allein in 2018 und 2019 bauen wir im Eigenausba­u 1,5 Millionen Haushalte mit Vectoring-Technologi­e aus. Ohne Fördermitt­el, ohne Geld des Steuerzahl­ers. Insgesamt werden wir in den nächsten Jahren 1,7 Millionen sächsische Haushalte mit Bandbreite­n von 250 Megabit haben. Wichtig ist, dass nicht nur wir ausbauen, sondern auch unsere Wettbewerb­er.“Wie geht es weiter im Freistaat? „Im Frühjahr werden wir im Voglandkre­is und in Nordsachse­n mit dem Glas- faser-Breitbanda­usbau wie im Landkreis Bautzen beginnen. Die Bauzeit beträgt rund zwei Jahre.“

 ??  ?? Der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges (56), im Gespräch mit der MOPO.
Der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges (56), im Gespräch mit der MOPO.
 ??  ?? Schnelles Internet mit Glasfaser: Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (43, CDU, v.l.), Telekom-Chef Höttges, Landrat Michael Harig (58, CDU) und der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Steffen Bilger (39, CDU) läuteten die digitale Zukunft in der Lausitz ein.
Schnelles Internet mit Glasfaser: Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (43, CDU, v.l.), Telekom-Chef Höttges, Landrat Michael Harig (58, CDU) und der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Steffen Bilger (39, CDU) läuteten die digitale Zukunft in der Lausitz ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany