Die große Gaby Seyfert wird heute 70!
BERLIN - Sie ist athletisch, hat Ausstrahlung und versprüht Lebenslust. Kaum zu glauben, dass die ehemalige Eisprinzessin Gaby Seyfert heute ihren 70. Geburtstag begeht.
„Ich feiere im kleinen Kreis mit der Familie“, sagt die Jubilarin, mit vollem Vornamen Gabriele. Sport spielt bei ihr bis heute eine große Rolle: Tennis, Fitnessstudio, Abfahrtski. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass es mal nicht mehr so geht.“Auf dem Eis stand sie lange Zeit nicht mehr. Im vorigem Winter drehte sie mit ihrer sechsjährigen Enkelin Karlotta ein paar Runden.
Die gebürtige Karl-Marx-Städterin war die erste DDR-Eiskunstläuferin, die es bis in die Weltspitze schaffte. Zweimal Welt-, dreimal Europameisterin. 1968 Olympia-Zweite. Im gleichen Jahr stand sie bei den Europameisterschaften als erste Frau den dreifachen Rittberger. Damit schrieb sie Sportgeschichte.
Dass sie überhaupt den riskanten Sprung wagte, verdanke sie letztlich einer zu spät erschienenen Preisrichterin. Bei dem damals noch üblichen Pflichtteil eines Wettkampfes „war ich durch das Warten nervös geworden, und so sahen dann auch meine Pflichtfiguren aus“, erzählt Gaby Seyfert. „Bei der Kür hatte ich dann nichts mehr zu verlieren und ging auf‘s Ganze.“
In ihrer Karriere fehlt nur olympisches Gold. Für die Winterspiele 1972 galt sie als die große Favoritin. Doch überraschend beendete Gaby Seyfert 1970 ihre Laufbahn im Leistungssport. „Zu der Zeit war ich das erste Mal ernsthaft verliebt, in meinen späteren Mann und Vater meiner Tochter Sheila, Eberhard Rüger. Er war auch Leistungssportler, Eistänzer.“Ihre Mutter und Trainerin, Jutta Müller, „war der Meinung, Verliebtsein und Leistungssport passen nicht zusammen. Ich sah das nicht so. Aber sie setzte mich unter Druck, stellte mich schließlich vor die Wahl: Liebe oder Sport. Und ich entschied mich für die Liebe.“
Wirklich bereut hat Gaby Seyfert ihre Entscheidung nie: „Ich bin nicht der Typ, der in die Vergangenheit schaut. Natürlich fehlt mir der Olympiasieg, der hätte mich schon gereizt. Aber ich schaue eher in die Zukunft.“Traurig war sie auch, als die DDR-Funktionäre ihr die Annahme eines Ein-Millionen-Dollar-Angebotes an der Eisrevue „Holiday on Ice“verboten. „Doch Nachtrauern bringt einen nicht weiter“, sagt Gaby Seyfert.
Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn studierte sie Sport und arbeitete anschließend als Trainerin - jedoch nur drei Jahre. Der Grund: Als ihr Schützling Anett Pötzsch als Talent erkannt wurde, „hat man dieses Talent in erfahrenere Trainerhände gegeben. Und das waren die meiner Mutter. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch als Trainerin wollte ich natürlich erfolgreich sein“, begründet Gaby Seyfert das abrupte Ende ihrer Trainerlaufbahn.