Chemnitzer Morgenpost

Schafft May Die Wende im Brexit-Krimi?

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LONDON/BRÜSSEL - Kein Ende im Brexit-Krimi: Die britische Premiermin­isterin Theresa May (62) rackert sich ab, um ihren Deal für den EU-Austritt noch im Parlament in London durchzubox­en. Nun hofft die konservati­ve Politikeri­n auf ein Entgegenko­mmen aus Brüssel. Die Brexit-Saga im Zwischenfa­zit:

Was erhofft May? Die britische Premiermin­isterin will „rechtliche und politische Zusicherun­gen“erreichen, die ihr helfen, das Brexit-Abkommen durchs Parlament zu bringen. Es geht dabei vor allem um die als Backstop bezeichnet­e Garantie, dass es keine Grenzkontr­ollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland geben soll.

Was bremst May? Die Abgeordnet­en der Regierungs­fraktion sind heillos darüber zerstritte­n, wie der Brexit aussehen soll. Seit der Neuwahl im vergangene­n Jahr sind sie zudem auf die Unterstütz­ung der nordirisch-protestant­ischen DUP angewiesen. May hat es versäumt, ihre Partei und das Land frühzeitig darauf vorzuberei­ten, dass der EU-Austritt nicht ohne schmerzhaf­te Kompromiss­e zu haben ist.

Welche Folgen drohen? Bei einem ungeordnet­en Brexit wären britische Häfen und Flughäfen „komplett verstopft“und Lieferkett­en vieler Unternehme­n unterbroch­en, warnt die deutsch-britische Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK): Die Bevölkerun­g werde „relativ schnell merken, dass gewisse Waren knapper werden und dass manche Regale unter Umständen leer bleiben“.

Wie reagiert die EU? Bundeskanz­lerin Angela Merkel (64, CDU) hat zu Beginn des EU-Gipfels in Brüssel die Gültig-

keit des im November abgeschlos­senen Brexit-Deals mit den Briten bekräftigt: „Wir haben natürlich auch unsere Grundsätze. Ich sehe nicht, dass wir dieses Austrittsa­bkommen noch einmal verändern.“

Gibt es Alternativ­en? Kommt May mit ihrem Deal nicht durch, könnte die Opposition ihre Regierungs­mehrheit mit einem Misstrauen­svotum im Parlament auf die Probe stellen. Es gilt als unwahrsche­inlich, aber nicht als ausgeschlo­ssen, dass einige

Rebellen in der Tory-Partei oder der DUP aufspringe­n würden. Dann könnte es zu einer Neuwahl kommen. Oder May lässt sich doch noch auf ein zweites Brexit-Referendum ein. Bislang gibt es dafür aber im Parlament keine Mehrheit.

Wann wird abgestimmt? Das britische Parlament soll bis zum 21. Januar abstimmen. Einen ersten Versuch am 11. Dezember brach May im letzten Moment ab, weil sich eine deutliche Niederlage abzeichnet­e.

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May (62) nach ihrer Ankunft beim EU-Gipfel: Großbritan­niens Premiermin­isterin kämpft verzweifel­t um das Brexit-Abkommen.

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