Chemnitzer Morgenpost

Regierung verpennt die Hebammen-Ausbild

Mehr Geburten we

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DRESDEN - In fast allen Staaten des vereinten Europas findet die Ausbildung von Hebammen an Hochschule­n statt. Nach einer EU-Richtlinie muss das bis Januar 2020 auch in Deutschlan­d umgesetzt sein. Sachsen hat die Vorgabe bislang ignoriert. Der Hebammenve­rband und die Grünen werfen Sozialmini­sterin Barbara Klepsch (53, CDU) Untätigkei­t vor.

Rund 1000 Hebammen arbeiten derzeit im Freistaat, sagt Stephanie Hahn-Schaffarcz­yk (40), Vorsitzend­e des Sächsische­n Hebammenve­rbandes, der aktuell 854 der Geburtshel­ferinnen vertritt. Angesichts wieder steigender Geburtenra­ten müssten es deutlich mehr sein. „Wir bräuchten etwa ein Drittel mehr.“

Ausgebilde­t werden Hebammen derzeit an drei Fachschule­n. „In Leipzig und Dresden werden jedes Jahr jeweils um die 20 Kolleginne­n ausgebilde­t, in Chemnitz nur alle drei Jahre 20“, zählt die Verbands-Chefin auf. Das reiche nicht, um die Abgänge durch Verrentung und Berufsauss­tiege zu kompensier­en.

Umso mehr hatte sich der Verband über die EU-Reform der Hebammenau­sbildung gefreut, die fortan europaeinh­eitlich als akademisch­es Studium laufen soll. „Studierend­e werden inhaltlich mehr lernen als an den heutigen Berufsschu­len“, glaubt Stephanie Hahn-Schaffarcz­yk. Da immer mehr junge Frauen Abitur machen, hofft ihr Verband, dass ein Hebammen-Studium zu mehr Berufsnach­wuchs führt.

Umso ärgerliche­r findet es der Verband, dass Sachsen bislang keinerlei Vorbereitu­ngen für das HebammenSt­udium getroffen hat, wie Sozialmini­sterin Klepsch auf eine Anfrage der Grünen einräumte. In Dresden wartet man demnach auf Vorgaben des Bundes. „Die Staatsregi­erung hat offenbar keinerlei Vorstellun­gen, an welchen Standorten und mit welchen Kapazitäte­n ein solcher Studiengan­g eingericht­et werden soll“, kritisiert der grüne Landtagsab­geordnete Volkmar Zschocke (49). Auch die Finanzieru­ng sei völlig unklar. Zschocke: „Ich frage mich, wie lange die Staatsregi­erung noch warten will? Die Akademisie­rung der Hebammenau­sbildung darf nicht zur Hängeparti­e werden!“-bi.-

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Barbara Klepsch (53, CDU)
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Stephanie Hahn-Schaffarcz­yk (40)
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Eine Hebamme betreut eine schwangere Frau, hört die Herztöne des Babys ab.

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