30 Jahre nach der Wende Die meisten Uni-Chefs noch immer aus dem Westen
DRESDEN/GÜTERSLOH - Die Chefsessel der Unis in Deutschland sind immer noch fest in Hand von Westdeutschen, zeigt eine Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Doch so eindeutig ist es nicht.
Für die Studie wurden die Lebensläufe des Top-Führungspersonals aller 81 öffentlich-rechtlichen Universitäten ausgewertet: 95 Prozent der Uni-Chefs kommen aus Deutschland, vier geben einen Geburtsort im Ausland an. Keine der Führungskräfte wurde in Ostdeutschland geboren.
Heißt: Auch alle Rektoren sächsischer Unis stammen aus dem Westen. „Es ist nur eine Mo- mentaufnahme - aber 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist eine Universitätslandschaft ohne Top-Führungskräfte mit ostdeutschen Wurzeln schon bemerkenswert“, so CHE-Chef Frank Ziegele.
Doch ganz so eindeutig ist es nicht - Beispiel TU Dresden: Kanzler Dr. Andreas Handschuh, Verwaltungs-Chef der Uni, stammt aus Zschopau. Die Dresdner Uni hatte seit der
Wende bislang vier Rektoren - zwei aus dem Westen, zwei aus dem Osten.
Eine Studie der Uni Leipzig von 2016 hatte indes gezeigt: Nur 1,7 Prozent aller betrachteten Führungsjobs in Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik besetzten Menschen mit Ost-Hintergrund. Nach Einschätzung von Prof. Raj Kollmorgen, Soziologe an der Hochschule Zittau/Görlitz, hat sich seither nicht viel geändert. Sein Erklärungsversuch: „Viele Ostdeutsche haben nicht den Habitus der Oberschicht, verfügen nicht über deren Geschmacksurteile und selbstbewusstes Auftreten.“