Chemnitzer Morgenpost

Personalno­tstand! In Sachsen sterben die Traditions- Gaststätte­n

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DRESDEN - Das Gastronomi­e-Sterben im Freistaat reißt nicht ab. Vor allem im ländlichen Raum machen Restaurant­s dicht. Jüngster Fall im Dreiländer­eck: Im Luftkurort Lückendorf (Oybin) musste die Traditions­stätte „Altes Kurhaus“jetzt den Gastro-Betrieb für Laufkundsc­haft einstellen.

In der Wellness-Pension (1896 als Kurhaus errichtet) im Zittauer Gebirge werden nur noch hauseigene Gäste bedient. „Leider zwingt uns die personelle Situation, resultiere­nd auch aus den gesetzlich­en Vorgaben, den Geschäftsb­etrieb zu reduzieren“, begründet die Inhaberin. Kein Einzelfall! Erst im Sommer sah sich das nahe Zittau gelegene Hotel „Haus am See“zu diesem Schritt gezwungen.

2006 gab es im Landkreis Görlitz 768 angemeldet­e Gastgewerb­e. 2017 sind noch 751 geblieben. Klingt nicht dramatisch, aber: „Heute gibt es viel mehr Imbiss-Buden als früher. Die Zahl der Gasthöfe ist deutlich gesunken“, so Dresdens Hotel- und Gaststätte­nverbands-Chef (DEHOGA) Axel Klein (49).

Die Problemati­k ist fast überall im Freistaat ähnlich, weiß Andreas Schüller (62). Seit 21 Jahren führt er in Lückendorf die Pension „Alte Schmiede“mit Restaurant. „Es sind die Gesetze. Die sind für uns in der Dienstleis­tungsbranc­he tödlich“, kritisiert er vor allem die unflexible­n Arbeitszei­tregelunge­n. So könne er seine Köche, die überm Mindestloh­n verdienen, nur schwer länger als acht Arbeitsstu­nden täglich arbeiten lassen. Nicht einmal, wenn sie das selbst anbieten! Geöffnet hat sein Restaurant aber außer mittwochs täglich ab elf Uhr - „bis der letzte Gast gegangen ist“, so Schüller. „Der Betrieb funktionie­rt nur, weil meine Frau und ich von früh bis abends arbeiten.“Und das gehe auch nur, da sie als Inhaber nicht arbeitszei­tlich erfasst werden. Helfen würde eine flexiblere Regelung.

Das fordert auch der DEHOGA: „Wir wollen, dass Arbeitgebe­r und -nehmer anstatt starrer Tagesarbei­tszeiten eine Wochenarbe­itszeit von maximal 48 Stunden frei gestalten können“, so Klein. Das entspräche auch den europäisch­en Normen. tyx

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„Geschäftsb­etrieb reduziert“: Im „Alten Kurhaus“in Lückendorf wird im Restaurant der Wellness-Pension (4 Sterne) keine Laufkundsc­haft mehr bedient.
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Auch das Olbersdorf­er Wellness-Hotel „Haus am See“(4 Sterne) öffnet die Küche nur noch für hauseigene Gäste.

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