Chemnitzer Morgenpost

Sachsens Justizmini­ster will auch Bagatellfä­lle gnadenlos verfolgen

Gemkow rechnet mit 10 000 zusätzlich­en Fällen im Jahr

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DRESDEN - Sachsens Justiz soll künftig auch Bagatellde­likte ahnden. Die entspreche­nde Rundverfüg­ung (MOPO berichtete) tritt ab März in Kraft, kündigte Justizmini­ster Sebastian Gemkow (40, CDU) an. Für den Mehraufwan­d von bis zu 10 000 Fällen pro Jahr stünden neben dem bereits laufenden Aufwachs bei der Polizei 30 zusätzlich­e Stellen für Richter, Staatsanwä­lte und Rechtspfle­ger zur Verfügung.

Mit der Verfügung soll die Verfahrens­einstellun­g bei Bagatellde­likten im öffentlich­en Raum wegen Geringfügi­gkeit erschwert werden (Diebstahl, Kleinstmen­gen Crystal, Ladendiebs­tahl).

Doch schon regt sich Unmut. Reinhard Gärtner von der Deutschen Polizeigew­erkschaft sieht ein „totgeboren­es Kind“. Schließlic­h gebe es bei Kleinkrimi­nalität oft keine Ermittlung­sansätze: „Also, was wollen die da zur Anklage bringen?“Hagen Husgen, Chef der Konkurrenz­gewerkscha­ft GdP, sieht Gemkow mit der Verfügung zwar „auf dem richtigen Weg“, verweist aber auf den Faktor Personal. So komme der angekündig­te Zuwachs bei der Polizei 2019 noch gar nicht zum Tragen. Und neue Polizeikol­legen später seien bereits zu 50 Prozent für die reine Präsenz auf der Straße gebucht ... Die Grünen im Landtag wittern bei Gemkows Vorstoß gar Repression.

Zurückhalt­ender reagiert der Vorsitzend­e des Richterver­eins Sachsen, Reinhard Schade. Die tatsächlic­he Mehrbelast­ung und ob besagte 30 Stellen ausreichen, sei noch schwer zu beurteilen. Fest stehe aber, dass es Mehraufwan­d gebe. Gleichwohl halte er die Rundverfüg­ung für „gut“, sie gehe über eine reine Symbolwirk­ung deutlich hinaus. TH

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Sebastian Gemkow (40, CDU, r.) und Generalsta­atsanwalt Hans Strobl (62) stellen die neue Verfügung vor. Mit dem Papier soll die Strafverfo­lgung verschärft­werden.

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