Meine Wohnung ist ein Museum
DRESDEN - Seit Jahren kümmert sich Mathias Körner (40) um den Dresdner Stadtteil Gorbitz. Er sorgte dafür, dass Teile des Plattenviertels unter Denkmalschutz gestellt wurden, kämpfte für jedes einzelne Treppengeländer, jede Ost-Laterne. Jetzt hat der Gorbitz-Fan große Teile seiner Wohnung geräumt, um dort das erste Platten-Museum der Stadt einzurichten.
Und: Die jeweils „Raumspeicher“genannten Ausstellungsräume lohnen tatsächlich einen Besuch. Im Foyer des Museums finden sich Bruchstücke abgerissener Gorbitzer Platten. Das Fassadenteil einer WBS70-Platte liegt neben dem eines 17-Geschossers und eines Zehngeschossers. „Als die abgerissen wurden, war ich vor Ort, habe Teile eingesammelt“, so Museumsdirektor Körner.
Beeindruckend sind die Architekturmodelle vom Dresdner Fresswürfel, vom Kulturpalast und der Prager Straße. „Es sind Originale, Leihgaben für die Ausstellung. Damals gab es ja keine Visualisierung, die Architekten warben damit für ihre Vorhaben.“
Unglaublich: Fast den kompletten „Speicher 2“füllt das originale Stadtmodell von Gorbitz, mittlerweile Körners Eigentum. Wer will, kann mittels spezieller Technik in die Häuserzeilen schauen. So wurden früher Fotos gemacht, die einen Eindruck vermittelten, wie sich der Einzelne zwischen den Platten fühlte. Außerdem zu sehen: eine originale „Goldene Hausnummer“, der „Fliesenersatz“der Platten-Bäder, eine Wabe vom Centrum-Warenhaus und als Höhepunkt ein „Ost-Wohnzimmer“aus dem Jahr 1981.
Bei so viel Museum bleibt es dennoch eine Wohnung. Körner schläft hinter einem Vorhang in der Ausstellung, nutzt nur ein Zimmer als Rückzugsort. Wer im Museum aufs Klo will, geht auf seine Toilette. Seit einem halben Jahr werkelt er am Umbau seiner Wohnung. Nicht immer lief alles am Schnürchen. Auf der Zielgeraden spielte die Gesundheit nicht mehr mit, mehrere Wochen war er außer Gefecht, eine Eröffnung im Januar platzte. Freunde halfen, damit der neue Termin Mitte Februar zu halten war. Eintritt: 1 Euro. Harthaer Straße 20. Infos: