Wie Goethe nach Chemnitz kam
Historische Unterlagen von 1810 aufgetaucht
CHEMNITZ - Er trank mit Freunden reichlich Rotwein und Bier und besichtigte die Industrie: Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) besuchte 1810 Chemnitz. Aus einem guten Grund: Er wollte die damals futuristische Baumwoll-Spinnfabrik Bernhard in Klaffenbach sehen.
Den Beleg für die Reise entdeckten Forscher im Nachlass Goethes. Für den Vorsitzenden der Chemnitzer Goethegesellschaft, Siegfried Arlt (81), sind die Notizen eine Sensation: „Goethe hat laut Tagebuch in Chemnitz ,die große Zeitenwende‘, also die Industrialisierung erforscht.“
Dazu bestieg der Dichter am 28. September 1810 in Dresden mit seinem Sekretär Prof. Friedrich-W. Riemer, Physiker Thomas Seebeck und Kammerdiener die Linienkutsche, fuhr über Freiberg, Oederan zum Chemnitzer Tor (heute Waisenstraße) und zur Kutschen-Zenti am Rosenhof.
Im Hotel „Blauer Engel“(heute: Galeria Kaufhof) stärkten sie sich bei einem Mittagessen, drei Flaschen Burgunder-Rotwein und zwei Flaschen Schwarzbier, bevor die Gruppe „nach Tische“eine Kutsche gen Klaffenbach bestieg. Die Gäste bestaunten in der Fabrik Spinnmaschinen und 29 500 Spindeln. Darauf hatte Goethe laut Tagebuch „gebrannt“. Friedrich Riemer schrieb hingerissen: „Köstlicher Mechanismus.“
Abends im Hotel sinnierte die Runde um Goethe laut Tagebuch noch über „Fragen der Literatur und das Einschleichen der Unredlichkeiten wider die Sache“. Am Morgen trank der Dichter einen Kaffee, bezahlte zehn Reichstaler und acht Groschen für Kost und Logis, bevor ihn eine Kutsche Richtung Penig brachte.
Siegfried Arlt, einst Schüler der Goetheschule und fast am Goetheplatz wohnend, ist begeistert über die Notizen: „Goethe in Chemnitz, das ist nun belegt!“bri