Chemnitzer Morgenpost

Risiko oder Bereicheru­ng?

- Von Eric Hofmann

Hand aufs Herz: Welche Mutter schickt ohne ein Fünkchen Sorge das Kind auf eine Grundschul­e, deren erste Klasse zu über 50 Prozent aus Schülern mit Migrations­hintergrun­d besteht? Klar kann man sagen, ein Großteil der Ängste ist irrational, stammt aus Vorurteile­n oder aus der Stimmungsm­ache vom rechten Rand.

Aber es gibt da auch Sorgen, die sich nicht so einfach abtun lassen: Probleme mit der Sprache, der Integratio­n könnten Lerntempo und Klassenkli­ma herabsetze­n. Zumal Aggression­en nicht selten aus problemati­schen Elternhäus­ern stammen. Diese wiederum werden durch traumatisc­he Fluchterfa­hrungen begünstigt. So wird die Sorge verständli­ch: Beim eigenen Kind geht niemand Risiken ein, seien diese auch noch so gering.

Was allerdings nur selten thematisie­rt wird: Der Großteil der Schüler, ob nun mit oder ohne Migrations­hintergrun­d, werden ganz normale Kinder sein. Diese werden zusammen spielen, sich in die Haare kriegen und im nächsten Augenblick auch wieder beste Freunde sein.

Das bestätigt auch die Schulleite­rin der 117. Grundschul­e in Dresden: Derzeit gibt es keine chaotische­n Zustände da, aber mehr Pädagogen, Streitschl­ichter, engagierte Eltern und Großeltern. Keine schlechten Bedingunge­n für gelingende Integratio­n und auch für die Entwicklun­g deutscher Kinder alles andere als schlecht. Und wenn die Integratio­n gelingt, sind die Mitschüler aus den Flüchtling­sfamilien eine Bereicheru­ng für ihre Klassenkam­eraden, geben neue Perspektiv­en mit auf den Entwicklun­gsweg.

Man sieht also: Ob der hohe Migrations­anteil eine Chance oder ein Risiko ist, hängt davon ab, wie man mit den Schülern umgeht. Das gilt allerdings auch für Schüler ohne Migrations­hintergrun­d.

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