Risiko oder Bereicherung?
Hand aufs Herz: Welche Mutter schickt ohne ein Fünkchen Sorge das Kind auf eine Grundschule, deren erste Klasse zu über 50 Prozent aus Schülern mit Migrationshintergrund besteht? Klar kann man sagen, ein Großteil der Ängste ist irrational, stammt aus Vorurteilen oder aus der Stimmungsmache vom rechten Rand.
Aber es gibt da auch Sorgen, die sich nicht so einfach abtun lassen: Probleme mit der Sprache, der Integration könnten Lerntempo und Klassenklima herabsetzen. Zumal Aggressionen nicht selten aus problematischen Elternhäusern stammen. Diese wiederum werden durch traumatische Fluchterfahrungen begünstigt. So wird die Sorge verständlich: Beim eigenen Kind geht niemand Risiken ein, seien diese auch noch so gering.
Was allerdings nur selten thematisiert wird: Der Großteil der Schüler, ob nun mit oder ohne Migrationshintergrund, werden ganz normale Kinder sein. Diese werden zusammen spielen, sich in die Haare kriegen und im nächsten Augenblick auch wieder beste Freunde sein.
Das bestätigt auch die Schulleiterin der 117. Grundschule in Dresden: Derzeit gibt es keine chaotischen Zustände da, aber mehr Pädagogen, Streitschlichter, engagierte Eltern und Großeltern. Keine schlechten Bedingungen für gelingende Integration und auch für die Entwicklung deutscher Kinder alles andere als schlecht. Und wenn die Integration gelingt, sind die Mitschüler aus den Flüchtlingsfamilien eine Bereicherung für ihre Klassenkameraden, geben neue Perspektiven mit auf den Entwicklungsweg.
Man sieht also: Ob der hohe Migrationsanteil eine Chance oder ein Risiko ist, hängt davon ab, wie man mit den Schülern umgeht. Das gilt allerdings auch für Schüler ohne Migrationshintergrund.