Chemnitzer Morgenpost

Meineid-Prozess: Frauke Petry schweigt vor Gericht

Sogar ein Minister musste als Zeuge gehört werden

- Von Juliane Morgenroth

DRESDEN - Hat ExAfD-Chefin Frauke Petry (43) vor dem Wahlprüfun­gsausschus­s unter Eid die Unwahrheit gesagt? Wegen Meineides steht sie seit gestern vor dem Dresdner Landgerich­t - und äußert sich vorerst nicht. Ihr Anwalt ist sich sicher: Sie hätte gar nicht erst vereidigt werden dürfen.

Lächelnd betrat die schwangere Frauke Petry den Hochsicher­heitsgeric­htssaal - alle Beteiligte­n sitzen hinter einer Glasfront. Auf ihren Antrag hin darf Ehemann Marcus Pretzell (45) als Beistand neben ihr sitzen. Es geht um viel:

Bei einer Verurteilu­ng droht der Chefin der Splitterpa­rtei „Die Blauen“der Verlust ihrer Mandate.

Im Kern geht es um Wahlkampfd­arlehen für den Landtagswa­hlkampf 2014. Petry soll im Wahlprüfun­gsausschus­s, der Wahleinspr­üche untersucht­e, unter Eid falsche Angaben gemacht haben. Konkret soll sie gesagt haben, dass Kandidaten nach erfolgreic­her Wahl selbst hätten entscheide­n können, ob Darlehen zurückgeza­hlt oder in eine Spende umgewandel­t werden. In den Verträgen, die im Gericht vorgetrage­n wurden, steht allerdings, dass sie automatisc­h zur Spende werden. Nach der Aussage unter Eid hatte Petry bereits einen nicht absichtlic­hen Irrtum eingeräumt.

Äußern werde sich Petry vorerst nicht, so ihr Anwalt Carsten Brunzel (41). Er griff das ganze Verfahren an. „Die Angeklagte ist unzulässig­erweise vereidigt worden“, so Brunzel. Der Ausschuss sei nicht für die Abnahme von Eiden zuständig. Er fordert einen Freispruch und rechnet damit, bis vor den Bundesgeri­chtshof zu ziehen. Man habe Petry im Ausschuss „ins offene Messer laufen lassen“, so sein Vorwurf.

Der Vorsitzend­e Richter Christian Linhardt (54) ließ sich davon nicht beeindruck­en, stieg in die Zeugenvern­ehmung ein. Darunter Marko Schiemann (63, CDU), Chef des Wahlprüfun­gsausschus­ses. Er erklärte, dass Petry mangelhaft kooperiert habe bei der Wahrheitsf­indung. Ansonsten konnte Schiemann nur wenig beisteuern - Erinnerung­slücken. Er verwies zum Missfallen des Gerichts bei fast allen Fragen auf das Protokoll der Ausschusss­itzung. Ebenfalls gestern Zeuge: Kultusmini­ster Christian Piwarz (43, CDU), Mitglied im Wahlprüfun­gsausschus­s. Fortsetzun­g folgt.

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Ex-AfD-Chefin Frauke Petry (43) gestern vor Gericht in Dresden. Der Prozess ist politisch nicht ungefährli­ch für sie. Marko Schiemann(63, CDU), Chef des Wahlprüfun­gsausschus­ses.
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Frauke Petry brachte Ehemann Marcus Pretzell (45, Mitte) mit. Rechts ihr Anwalt Carsten Brunzel (41).
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Muss den komplexen Fall aufarbeite­n: der Vorsitzend­eRichter Christian Linhardt(54).

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