Lagerfeld ist tot
(1933-2019)
Schwarze Sonnenbrille, schwarze Handschuhe, ein weißer Mozartzopf und ein stolzer Gang: So kannte die Welt Karl Lagerfeld. Nun ist der legendäre Designer, der mehr als ein halbes Jahrhundert die Modebranche geprägt hat, verstorben.
Das Modehaus Chanel, das Lagerfeld als Kreativdirektor aus seinem Dornröschenschlaf weckte und seine Haute-Couture-Abteilung aufpeppte, bestätigte gestern den Tod des Mode-Genies. Doch Lagerfelds Kreativität beschränkte sich nicht nur auf Mode. So zeichnete der Wahlfranzose Karikaturen, fotografierte (unter anderem für die Gläserne Manufaktur in Dresden), entwarf einen „Steiff“-Teddy und gab sogar eine Zeitung „Karl Daily“heraus. Wer ihm persönlich begegnete, erlebte einen aufgeschlossenen Menschen, der Tageszeitungen konsumierte wie andere Zigaretten. Zudem besaß er etwa 300000 Bücher und konnte trotz der Menge aus dem Kopf sagen, ob er einen bestimmten Titel schon besaß oder nicht.
Doch zuletzt fehlte Lagerfeld genau da, wo er jedes Mal frenetisch gefeiert wurde - auf dem Laufsteg zum Finale einer Chanel-Show. Die offizielle Begründung: Der Designer habe sich müde gefühlt. Doch schon bei seinen Auftritten zuvor wirkte der Hamburger wacklig auf den Beinen. Von seinem sonst so stolzen Gang fehlte jede Spur. In Paris, wo er nach dem Tod von Modeschöpfer Yves Saint-Laurent (†71) der letzte verbliebene Modezar blieb, war die Sorge groß. Ein Paris ohne Karl konnte man sich nicht vorstellen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo (59) sagte nach seinem Tod: „Karl Lagerfeld war Paris.“