Digitaler Overkill
E gal wo sie stehen, sitzen oder liegen - die Augen sind auf das Smartphone gerichtet. Die Leipziger „LIFE Child“-Studie zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen belegt im Prinzip nur das, was wir im Alltag erleben. I n Bussen und Bahnen, auf Schulhöfen und sogar in der Natur glotzt die Jugend heute permanent auf Bildschirme. Die Nutzungsdauer der Online-Medien steigt inzwischen in schwindelerregende Höhe. Fünf Stunden pro Tag hängt ein 14-Jähriger laut Studie heute im Schnitt vor derlei Gerätschaften ab. D ass dies nicht folgenlos bleibt, war klar. In den Praxen der Orthopäden gehören „Handy-Nacken“und „SmartphoneDaumen“heute zu den am häufigsten behandelten Zivilisationskrankheiten. Das immerhin ist relativ leicht reparabel. V iel schlimmer sind die Auswirkungen dieser Online-Epidemie auf die sich noch entwickelnden Gehirne. „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“, betitelte der Ulmer Gehirnforscher Professor Manfred Spitzer sein viel zitiertes Fachbuch. Digitale Medien machen süchtig, warnt der Experte seit Jahren. Zu viel Online führe bei Kindern zu Aufmerksamkeitsstörungen, Abstumpfung, Ängsten, Depressionen und Gewaltbereitschaft. E in Teil der von der Online-Wirtschaft gern als „Panikmache“zurückgewiesenen Thesen Spitzers belegt nun auch die Leipziger „LIFE Child“-Studie. Zeit also, zu handeln. V or allem Eltern sind gefordert, ihren Nachwuchs vor gesundheitlichen Schäden durch digitalen Overkill zu bewahren. Gerätenutzung rationieren und den Kids selbst ein Vorbild sein. Denn auch hier gilt der Paracelsus-Klassiker, dass die Dosis ein Ding zum Gift macht. A ber auch die Politik muss eingreifen. Etwa wie im Smartphone-Land Südkorea, wo ein Gesetz regelt, dass zur Suchtprävention um Mitternacht die Spiele-Server abgeschaltet werden. Alle hiesigen Eltern, die aktuell die „Fortnite“-Seuche im Kinderzimmer haben, würden es danken. Bericht Seiten 10/11