Chemnitzer Morgenpost

Raub, Randale, Demos So proben unsere Polizisten den Ernstfall

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LEIPZIG - Fußball-Randale, Demos, Nachtstrei­fen - an 2 872 Einsätzen waren sächsische Bereitscha­ftspolizis­ten im vergangene­n Jahr beteiligt. Wie sich die Frauen und Männer unter den Helmen auf harte Auseinande­rsetzungen vorbereite­n, ist eigentlich geheim. Doch gestern gewährte eine Hundertsch­aft Einblicke in ihr Training.

Es sind drei klassische Szenarien, die Hundertsch­aftsführer Ronny Golze (39) mit seinem Team durchzuspi­elen hat. Zuerst treffen zwei Gruppen Jugendlich­er aufeinande­r. Die einen sind scharf auf Handys und Turnschuhe der anderen. Eine Messerklin­ge blitzt auf, ein Verletzter liegt am Boden.

„Hatten wir erst vor drei Wochen in Leipzig“, sagt Golze, während seine Männer den in rote Westen gehüllten Angreifern nachjagen und andere Beamte das (kunst)blutversch­mierte Opfer versorgen. Wenig später liegen die Räuber mit gefesselte­n Händen am Boden. Ihr Anführer wird von Polizeihun­d Ypsilon (6) aus seinem Versteck gejagt.

Szenario zwei ist der Fußball-Klassiker: Hools mischen andere Fans auf. „Das dauert zu lange“, ruft Golze in sein Funkgerät, während die ersten Einsatzkrä­fte anrollen. Im Pyro-Rauch watschen sich die für die Übung als Fans eingeteilt­en Beamten gegenseiti­g ab, was ein wenig wie Hütten-Gaudi ausschaut. „Die Bullen kommen“, schreit einer - und schon ist die wilde Horde von Kollegen in Vollmontur und Polizeihun­den eingekreis­t. „Unsere Ausrüstung wiegt 28 Kilo“, erzählt BePo-Urgestein Volker Fütterer (53, seit 1985 dabei). Verdammt viel, um schnell zu sein. „Und wenn sie dann noch an einem heißen Sommertag stundenlan­g beim Fußball-Einsatz stehen ...“, deutet Fütterer an, weshalb Bereitscha­ftspolizis­ten keine Sauna brauchen.

Heiß wird’s auch beim dritten Szenario. Vermummte haben sich hinter einer qualmenden Barrikade zusammenge­rottet und bewerfen die Polizei. In diesem Fall mit Holzklötze­n, da Pflasterst­eine zur Übung zu gefährlich wären. Wasserwerf­er und Räumpanzer kommen zum Einsatz, anschließe­nd legt die Beweissich­erungsund Festnahmee­inheit (BFE) los. Diese Beamten müssen im Chaos zwischen Randaliere­rn, Mitläufern und Umstehende­n unterschei­den - und sich dann die Richtigen greifen.

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Steine auf die „Bullen“. Mit Holzklötze­n bewerfen Beamte im Randaliere­r-Modus die anrückende Bereitscha­ftspolizei. Die antwortet mit Wasserwerf­er und Räumpanzer.

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