Sri Lanka im Ausnahmezustand
Ist das das Ende eines viel zu kurzen Friedens? In Sri Lanka kamen am Ostersonntag bei einer Serie von Terroranschlägen mindestens 290 Menschen ums Leben, mehr als 500 wurden verletzt.
Nahezu zeitgleich detonierten Bomben in drei katholischen Kirchen und drei Luxushotels, die meisten davon in Colombo. Nur wenige Stunden später ereigneten sich zwei weitere Explosionen in Vororten der Hauptstadt. Mindestens sieben Selbstmordattentäter waren an den Anschlägen beteiligt.
Und auch am Ostermontag ging der Terror weiter. Am zentralen Busbahnhof wurden 87 Zünder für weitere Sprengsätze gefunden. Sicherheitskräfte konnten an einer Straße zum Hauptstadt-Flughafen eine Rohrbombe unschädlich machen. Zudem wurde in einem Van, der neben einer Kirche parkte, eine weitere Autobombe entdeckt. Beim Versuch, den Sprengsatz zu entschärfen, explodierte die Bombe. Verletzt wurde dabei offenbar niemand. Aufgrund der anhaltenden Bedrohungslage verhängte das Land den Ausnahmezustand. Zwar hat sich noch niemand zu den Attentaten bekannt. Doch die Regierung machte gestern die lokale Islamisten-Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) verantwortlich. Offenbar erhielt sie Unterstützung von einem internationalen Terrornetzwerk. Die Polizei hat 24 Verdächtige festgenommen. Sie alle sollen Staatsbürger Sri Lankas sein.
Unfassbar: Bereits vor Tagen hatten örtliche Behörden vor möglichen Terroranschlägen durch die radikal-islamische NTJ gewarnt. In einem Schreiben vom 11. April an führende Sicherheitsvertreter schrieb der Polizei-Vizechef Priyalal Dissanayake, die NTJ plane Attentate auf Gotteshäuser sowie auf die indische Botschaft in Colombo. Er berief sich dabei auf Informationen eines „ausländischen Geheimdiensts“. Warum keine Vorkehrungen getroffen wurden, ist bislang unklar.
Die tödlichen Anschläge wecken unter vielen Bürgern allzu vertraute Erinnerungen an
vergangen geglaubte Gewalt. In Sri Lanka tobte von 1983 bis 2009 ein Bürgerkrieg.
Unter den Todesopfern sind laut Polizeiangaben 39 Ausländer. Laut Auswärtigem Amt in Berlin ist inzwischen auch klar, dass eines der Opfer den deutschen und amerikanischen Pass besaß.