Kaufmann nach weltweiten Razzien in Dresden vor Gericht
Alles nur geklaut? Millionen-Betrug mit heißen Filmen & Co.
DRESDEN - Vom Zeichentrick für Kinder bis zum Pornofilm wurde auf Internetseiten wie „www.town.ag“oder „www.usenet-town.com“alles Mögliche an Serien, Filmen, Bildern, Hörbüchern angeboten. Aber: Laut der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden waren alle dort hinterlegten Dateien urheberrechtlich geschützt, wurden daher illegal genutzt. Der mutmaßliche Anbieter der Seiten, Gerrit G. (41), und einer seiner mutmaßlichen Mitarbeiter, Mathias E. (33), sitzen nun im Landgericht Dresden auf der Anklagebank.
„Ich habe das Copyright an meinem Bild", erklärte Gerrit G. dem Pressefotografen, als der den Angeklagten im Gerichtssaal ablichtete. So gesehen kennt sich der gelernte Kaufmann, der zuletzt in Spanien wohnte, also mit dem Urheberrecht aus. Doch genau das soll er massenhaft unterlaufen und so gut fünf Millionen Euro Schaden angerichtet haben. Allein bei „www.town.ag“waren 52 000 Nutzer registriert.
Über insgesamt sieben Jahre, in denen Gerrit G. mit wechselnden Mittätern agierte und „nebenher“noch Steuern hinterzog, kassierte der gebürtige Hesse fast 1,4 Millionen Euro. Wogegen Mathias E., der für die Wartung zuständig war, nur wenige Tausend Euro erzielte.
Bei einer weltweiten Razzia (u. a. in Kanada, San Marino, Deutschland, Spanien) wurden im November 2017 die Plattformen vom Netz genommen, Haftbefehle vollstreckt. Mathias E., der nicht vorbestraft ist, saß nur wenige Tage in U-Haft, war schon bei den Ermittlungen geständig. Gerrit G. dagegen sitzt noch immer in U-Haft. Der Kaufmann, der wegen eines Gewaltdeliktes vorbestraft ist, wurde in Spanien verhaftet, nach Deutschland ausgeliefert. Weil er in Handschellen am Flughafen Dresden deutschen Boden betrat, wird nun in Dresden verhandelt. Urteil folgt.