Chemnitzer Morgenpost

Merz rechnet mit der GroKo ab

Bis Ende des Jahres Schluss mit Schwarz-Rot?

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BERLIN - In der GroKo liegen nach den Wahlschlap­pen die Nerven blank. Jetzt schlägt die Stunde der parteiinte­rnen Kritiker. Auch ein früherer Unionsfrak­tions-Chef meldet sich zu Wort und rechnet mit Schwarz-Rot ab.

Friedrich Merz (63, CDU) geht davon aus, dass das Regierungs­bündnis noch in diesem Jahr zerbricht. „Die Große Koalition hält nicht über den Jahreswech­sel 2019/2020 hinaus“, sagte Merz dem „Handelsbla­tt“. „Im technische­n Sinne ist diese Regierung handlungsf­ähig. Aber es kommen keine neuen Ideen und auch keine großen gesellscha­ftspolitis­chen Anstöße mehr.“

Als Gründe für seine Einschätzu­ng führte Merz an, die Regierungs­koalition sei „sowohl bei den Akteuren als auch bei den Bürgern ja nie sonderlich beliebt“gewesen. Sie sei nur zweite Wahl nach den gescheiter­ten Jamaika-Verhandlun­gen zwischen Union, Grünen und FDP gewesen.

„Und für die SPD war es eine Zwangsheir­at“, sagte Merz, der im Dezember Annegret Kramp-Karrenbaue­r (56) im Rennen um den CDU-Parteivors­itz unterlegen war. „Das alles bricht jetzt wieder auf.“Zugleich erklärte er die Grünen zum Hauptkonku­rrenten für die kommende Bundestags­wahl und warf der Partei „Umweltpopu­lismus“vor. „Die Grünen schwimmen auf einer Welle von Sympathie, weil sie eine schöne neue Welt verspreche­n und auf komplexe Fragen zu einfache Antworten geben.“

Das Thema Klimawande­l sei der Union „entglitten“, betonte Merz im Hinblick auf den Höhenflug der Öko-Partei. „Ich denke, die CDU könnte wirklich die Partei der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie sein.“

Die Einführung einer CO2-Steuer, wie von den Grünen und mittlerwei­le auch aus Teilen der CDU gefordert, lehnt Merz allerdings ab. Einerseits sei zweifelhaf­t, „dass eine solche Steuer die erhoffte Lenkungswi­rkung hätte“. Und anderersei­ts fehle

der Großen Koalition die Glaubwürdi­gkeit in Steuerfrag­en. „Solange diese Koalition nicht bereit ist, den Solidaritä­tszuschlag komplett und für alle abzuschaff­en, kommt eine CO2-Steuer nicht in Frage.“

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Im Beliebthei­tsranking der deutschen Politiker geht es mit CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (56) rasant bergab.
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Der frühere Unionsfrak­tions-Chef Friedrich Merz (63) geht davon aus, dass die Große Koalition nicht bis zum Ende der Legislatur­periode 2021 hält.

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