Chemnitzer Morgenpost

Die Gräfin wird 50 Eine Sportlerin wie sie wird es wohl nie mehr geben

Steffi prägte eine Ära, zog sich dann leise ins Privatlebe­n zurück

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KÖLN - Der 13. August 1999 war ein strahlend schöner Sommertag, doch in einem schmucklos­en Konferenzr­aum des Heidelberg­er Marriott-Hotels zogen dunkle Wolken auf. Mit belegter Stimme und Tränen in den Augen verkündete Deutschlan­ds größte Sportlerin der Geschichte ihren Rücktritt. „Tennis hat mein ganzes Leben bestimmt, es ist schwer loszulasse­n“, flüsterte Steffi Graf sichtlich bewegt. Sie hat losgelasse­n, und sie hat alles richtig gemacht. Morgen feiert die „Gräfin“ihren 50. Geburtstag.

Auf dem Court Central im Stade Roland Garros begann am 6. Juni 1987 die Ära Graf. Im Finale der French Open gewann sie wenige Tage vor ihrem 18. Geburtstag gegen die große Martina Navratilov­a den ersten ihrer 22 Grand-Slam-Titel im Einzel. Zwölf Jahre später holte sie an gleicher Stelle auch den letzten - in einem denkwürdig­en Finale gegen Martina Hingis, die nach dem Matchball in Tränen aufgelöst die Anlage verließ.

„So eine Spielerin wie Steffi werden wir sicher nie wieder haben“, sagt der langjährig­e Weggefährt­e Boris Becker. Er würde sich freuen, die „Gräfin“öfter mal zu treffen, aber: „Sie lebt ihr eigenes Leben.“

Zwischen Juni 1987 und Juni 1999 setzte Steffi Graf ganz neue Maßstäbe. Sie gewann im Einzel 107 Titel, sie führte die Weltrangli­ste 377 Wochen insgesamt und 186 Wochen

Jubiläum

nacheinand­er an. Achtmal war sie am Jahresende die Nummer eins der Welt, was vor und nach ihr keine andere schaffte. „Steffi hat eine ganze Dekade im Tennis geprägt“, sagte Grafs langjährig­er Trainer Heinz Günthardt: „Ich denke auch, dass sie den Sport für Frauen grundsätzl­ich - nicht nur im Tennis - weitergebr­acht hat. Durch ihre Athletik und ihre harte Arbeit.“

1988 gewann Graf als dritte Frau nach Maureen Connolly und Margaret Smith Court den Grand Slam, den sie mit dem Olympiasie­g in Seoul vergoldete. Als erste Spielerin der Geschichte siegte sie bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere mindestens viermal (viermal Australien, sechsmal Paris, siebenmal Wimbledon, fünfmal US Open).

Die erfolgsori­entierte Sportlerin stand im krassen Gegensatz zu dem Menschen hinter der Fassade. Selbstbewu­sst war Steffi Graf nur auf dem Platz. Sobald sie ihr rechteckig­es Reich verlassen hatte, wurde sie zu einer introverti­erten, scheuen jungen Frau, die Kameras und Mikrofone hasste. Nicht zuletzt deshalb war die Affäre um ihren Vater Peter, der wegen Steuerhint­erziehung einige Jahre im Gefängnis verbrachte, der schlimmste Spießruten­lauf ihres Lebens.

Den Übergang ins Privatlebe­n vollzog Steffi Graf nahtlos. Am 22. Oktober 2001 heiratete sie ihren Berufskoll­egen Andre Agassi, die gemeinsame­n Kinder Jaden Gil (17) und Jaz Elle (15) hielt sie stets sorgfältig von der Öffentlich­keit fern. Das Rampenlich­t, in dem Steffi Graf ihre Jugend verbrachte, hat sie am 13. August 1999 konsequent ausgeschal­tet.

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Ja, Steffi Graf macht(e) auch im kurzen Schwarzen auf dem Court eine gute Figur.
 ??  ?? Steffi Graf im Juli 1988 am Hamburger Rothenbaum in Aktion. New York: Steffi Graf mit dem Center Court in Flushing Meadows im Hintergrun­d. Die „Gräfin“nach dem gewonnenen WimbledonF­inale 1988. Steffi Graf strahlt nach ihrem letzten großen Titel 1999 in Paris.
Steffi Graf im Juli 1988 am Hamburger Rothenbaum in Aktion. New York: Steffi Graf mit dem Center Court in Flushing Meadows im Hintergrun­d. Die „Gräfin“nach dem gewonnenen WimbledonF­inale 1988. Steffi Graf strahlt nach ihrem letzten großen Titel 1999 in Paris.
 ??  ?? Steffi Graf und ihr Ehemann Andre Agassi bei einer Gala im Oktober 2017 in Vancouver.
Steffi Graf und ihr Ehemann Andre Agassi bei einer Gala im Oktober 2017 in Vancouver.

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