Kleinstadt voller Zombies
Mit seiner schrägen Zombie-Komödie eröffnete Jim Jarmusch kürzlich das Filmfestival Cannes. Nun kommt das Werk auch bei uns in die Kinos.
Er drehte schon mit Tilda Swinton und Bill Murray, mit Tom Waits und Adam Driver: Jim Jarmusch gehört zu den bekanntesten Independentregisseuren der USA, der sich trotz einer unverkennbaren Handschrift gern mit jedem Film neu erfindet. Nun trommelte Jarmusch wieder viele seiner Stamm-Schauspieler zusammen und betritt erneut ein ihm unbekanntes Terrain - die Zombie-Komödie.
Bill Murray, Chloë Sevigny und Adam Driver spielen darin Polizisten in dem verschlafenen Ort Centerville. Gerade einmal 700 Menschen leben dort, jeder kennt jeden. Das größte Problem der Polizisten scheint zunächst zu sein, dass Farmer Miller (Steve Buscemi) den im Wald lebenden Einsiedler Bob (Tom Waits) beschuldigt, eines seiner Hühner gestohlen zu haben.
Eines Nachts stehen die ersten Toten vom Friedhof wieder auf. Iggy Pop und Jarmuschs Partnerin Sara Driver wanken als Zombies zielstrebig ins nächste Diner, töten die Angestellten und machen sich über den Kaffee her.
Jarmusch lässt sich Zeit, seine Geschichte zu entwickeln. Schon andere Zombie-Filme wie die von George Romero konnten als Gesellschaftskritik verstanden werden. Auch Jarmusch verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Seine Zombies sehnen sich vor allem nach dem, was ihnen schon zu Lebzeiten am wichtigsten war. Bei Iggy Pop ist das eben Kaffee (eine hübsche Hommage an Jarmuschs eigenen
Kurzfilm „Coffee und Cigarettes“mit Iggy Pop und Tom Waits), bei anderen sind deutlich materialistischere Dinge das begehrte Ziel. Sie wanken mit Handys durch die Straßen oder durchwühlen die Auslagen in Geschäften.
Jedoch nicht jeder Witz zündet. Überhaupt treibt die Geschichte sehr gemächlich dahin und kann keine wirkliche Spannung entwickeln. Doch wenn man sich einlässt auf dieses extrem entschleunigte Tempo, entwickelt sie durchaus Reiz. Fazit: Sehenswert trotz Schwächen.
Aliki Nassoufis